Heute steht eine Wildcamping-Nacht an und ich habe bis 12 Uhr Zeit zum Auschecken. Das heißt ich kann ganz entspannt mittags losgehen. Da ich in dem 6-Bett-Zimmer ganz alleine bin, habe ich genug Platz um morgens mal wieder ein bisschen zu trainieren. Und so Hochbetten sind ganz schön praktisch für Klimmzüge und Dips. Ich habe jetzt lange kein Krafttraining mehr gemacht, aber da ich mir vorgenommen hatte, bis Ende des Jahres zumindest einen ordentlichen Klimmzug hinzubekommen, wird es mal wieder Zeit. Danach genieße ich noch eine Dusche und ein spätes Frühstück in meinem Lieblingscafé. Schon mal ein perfekter Start in den Tag!

Als ich nach 1,5 Stunden Bürgersteig endlich aus der Stadt raus bin, geht es durch den Haunstetter Wald. Über breite Schotterwege und später entlang des Lochbach bis zum Mandichosee, oder auch Lechstaustufe 23.

Im Wald spricht mich ein Pärchen an. Sie meinen, das sähe aber nach einer längeren Tour aus. Als ich ihnen erzähle, dass ich durch Deutschland wandere, staunen sie und müssen lachen, da hätten sie ja richtig geraten. Ein Stückchen weiter spricht mich dann eine ältere Frau an, ob ich Spaß habe und ob mir nicht langweilig wird so ganz alleine.

Nachdem ich den Stausee halb umrundet habe, geht es direkt am Lech weiter.

Mal über breite Schotter- und Wiesenwege, dann wieder über schmale Trampelpfade.

Die gelb blühenden Pflanzen gefallen mir, sie bringen mal ein bisschen Farbe ins ganze Grün.

Von einer Staustufe geht es zur nächsten. Ein Pärchen mit Walking-Stöcken begleitet mich ein Stück und fragt mich über meine Tour aus. Kurz danach nochmal ein älteres Pärchen. So viele schöne Gespräche mit supernetten Menschen heute.

Als ich dann schon über 20 Kilometer hinter mir habe, schaue ich mich nach einem Schlafplatz um. Das ist allerdings schwieriger als gedacht. Zum einen ist hier Landschaftsschutzgebiet, das heißt Zelten und sogar Rasten ist streng verboten. Zum anderen ist der Wald so dicht, dass ich keine geeignete Stelle für mein Zelt finde. Nach noch 2 Kilometer Trampelpfad, wo mir auch keine Leute mehr begegnen, geht links ein kleiner Weg ab. Laut meiner Karte ist das eine Sackgasse, vielleicht habe ich ja dort Glück. Ich nehme den Weg und entdecke tatsächlich rechts vom Weg eine kleine Lichtung mit Baum in der Mitte. Das Gras ist zwar ziemlich hoch und geht mir teilweise bis zum Kinn, aber dann muss ich eben eine kleine Stelle platt trampeln für das Zelt. Sorry Pflanzen und Tiere – ich hoffe, ich bin die einzige, die sich nicht an die Regeln hält und euren Lebensraum hier benutzt!

Ich verstecke das Zelt hinter dem Baum. Obwohl das Gras so hoch ist, klappt alles gut. Und ich fühle mich ziemlich sicher an dieser Stelle, hier kommt garantiert niemand her. Zumal es angefangen hat zu regnen. Ansonsten war heute perfektes Wanderwetter. Den ganzen Tag über war es bewölkt, aber trocken.

So liege ich jetzt hier, mitten in wilder Natur, irgendwo in Bayern, ohne Empfang und es geht mir super.


22,9 km
4:40 h
33 hm
32 hm
542 m