Heute ist nur ein kleiner Spaziergang angesagt. Dazu zählt inzwischen alles unter 15 Kilometer. Da hat sich mein Empfinden wohl ein bisschen geändert die letzten Wochen.
Ich warte bis alle meine Sachen trocken sind und mache mich erst mittags auf den Weg. Der mich, was für eine Überraschung, heute weiter am Lech entlangführt.
Es ist schönstes Sommerwetter, wobei ich nicht gedacht hätte, dass es nochmal so heiß wird. Ich schwitze ganz schön heute und nehme jeden Schatten mit, den ich finde.
Es ist echt schön hier am Lechsee. Nur schade, dass man nicht darin schwimmen darf.
Aber trotzdem kann ich mich am Ziel auf eine Erfrischung freuen. Im Forggensee ist Baden nämlich erlaubt und der Campingplatz liegt direkt am See.
Bei dem Wetter freue ich mich schon auf ein Eis im einzigen richtigen Ort auf der Strecke, in Lechbruck am See. Allerdings stehe ich bei der Eisdiele vor verschlossener Tür, „Wir machen Urlaub“. Na toll! Und der Bäcker, wo es scheinbar auch Eis gibt, hat Mittagspause. Dann suche ich mir eben im Biergarten ein schattiges Plätzchen und trinke eine Johannisbeer-Schorle, um der Mittagssonne zu entfliehen.
Der weitere Weg ist erstmal nicht so schön. Über eine Asphaltstraße geht es in der prallen Sonne über einen Hügel nach dem nächsten. Hier sind ganz schön viele Radfahrer unterwegs. Dann gibt es aber zum Glück einen Abzweig für Wanderer zum Uferweg. Dieser ist erst noch ein breiter Schotterweg.
Wird dann aber schmaler und führt als Pfad durch den Wald. Das ist der schönste Weg-Teil heute. So muss ein Wanderweg aussehen! Und dazu habe ich hier Schatten.
Dann erreiche ich den Forggensee, oder auch die erste Lechstaustufe. So ganz war es das aber immer noch nicht mit meinem treuen Wegbegleiter, dem Lech. Bis nach Füssen morgen leistet er mir noch Gesellschaft bevor wir uns dann endgültig trennen.
Jetzt sind es nur noch ungefähr 100 Kilometer. 1.405 Kilometer habe ich schon geschafft. Ich freue mich schon sehr auf das Ziel, werde bis dahin aber noch weiter jeden Tag genießen.
Im aktuellen Panorama, dem DAV-Magazin, ist ein Bericht über einen Kerl, der Deutschland der Länge nach zu Fuß durchquert hat. Wie man nur auf so eine Idee kommen kann! Er ist aber genau andersherum gegangen, vom südlichsten zum nördlichsten Punkt. Aber es ist sehr interessant zu lesen, da ich viele Sachen genauso erlebt habe. Zum Beispiel schreibt er auch, dass er keine anderen Wanderer getroffen hat, wo die Deutschen doch angeblich so gerne wandern.
Seine erste Nacht nach dem Haldenwanger Eck hat er im Gasthaus Einödsbach verbracht, da schlafe ich auch nächste Woche vor meinem letzten Aufstieg. Da ist die Inhaberin bestimmt überrascht, wenn diesen Sommer gleich zwei so verrückte Wanderer bei ihr übernachten.