Heute geht es das Reisadalen hinauf, an der Reisa entlang. Mein Ziel ist die Lieblingshütte der Königin Sonja. Bei ihrem Besuch vermisste sie nur eine Sauna und so wurde eine gebaut. Da freue ich mich schon die ganze Zeit drauf. Ich habe gestern Abend schon meine Sachen gepackt, fege nochmal durch die Hütte und gehe gegen 9 Uhr los. Heute geht’s in den Reisa Nasjonalpark.
Ich folge das erste Stück der Schotterstraße, bis nach 4 Kilometern der Wanderweg in den Wald abzweigt.
Es ist ein schöner Pfad, dem ich einfach und entspannt folgen kann. Links von mir der Fluss, dahinter steile Felswände.
Zwischendurch geht es ein bisschen weg vom Fluss und durch hohen Tannen. Das sieht so gut aus. Mit jedem Windstoß regnen tausende gelbe Blätter von den Birken auf mich herab. Sie haben auch die Tannen dekoriert und bedecken den Boden fast vollständig.
Da der Weg so einfach ist, gehe ich automatisch ziemlich schnell. Manchmal ohne es zu merken. Ich schaue auf die Uhr und bin erstaunt, dass ich schon wieder 2 Kilometer weiter bin. Ich nehme mir vor, langsamer zu gehen. Versinke aber wieder in Gedanken und merke irgendwann, dass ich wieder bei meinem alten Tempo bin.
Der Weg zwingt mich dann aber doch zu entschleunigen. Es geht über große Felsbrocken und Steinrutsche. Ich hatte vorher schon gelesen, dass dieser untere Weg am Fluss entlang zwischendurch überschwemmt sei. Das kann ich mir gut vorstellen. Das Ufer ist stellenweise weggebrochen und man geht nur einen Schritt neben dem Wasser. Heute bleiben meine Füße aber trocken.
Ich komme an der Sieimahytta vorbei, die auf der anderen Flussseite liegt. Es liegt ein Boot bereit und auch Schwimmwesten, damit man rüber kommt. Ich bleibe aber weiter auf der Nordkalottruta.
Mir kommt ein norwegisches Pärchen mit Husky entgegen und sie meinen, dass ich die erste Wanderin bin, die sie seit Kautokeino treffen. Wir quatschen eine Weile, dann geht es weiter.
Ich komme an einigen Wasserfällen vorbei. Dieser hier beschert mir dann doch nasse Füße. Er fließt 4- oder 5-geteilt in den Fluss und ich muss jeden Arm queren. Die großen Steine sind so rutschig, dass ich lieber direkt durchs Wasser gehe, um nicht auszurutschen. Aber der Wasserfall ist toll.
Es geht immer weiter am Fluss entlang. Hier im Tal ist es noch richtig herbstlich bunt.
Dann komme ich am Mollisfossen vorbei, der auf der anderen Talseite in die Tiefe fällt. Es ist der höchste Wasserfall Nordnorwegens. Sogar 400 Meter entfernt, auf meiner Seite des Flusses, kann ich die feine Gischt im Gesicht spüren.
Hinter mir klart der Himmel zwischendurch ein bisschen auf, aber die Sonne bekomme ich nicht zu Gesicht.
Es sieht richtig gut aus, wie die gelben und orangenen Herbst-Birken die steilen grauen Felsen auf der gegenüberliegenden Seite besiedeln.
Und dann bin ich auch schon da. Um kurz nach 16 Uhr erreiche ich die Nedrefosshytta.
Ich schaue mich erstmal um und hole Wasser im Fluss. Die Hütte liegt etwas erhöht im Wald. Die kleine Hütte mit der Sauna liegt unten am Fluss. Die Dronningbadstua oder übersetzt die Sauna der Königin. Es gibt einen Holzofen mit Steinen oben drauf. Darüber hängt ein Wassertank, von wo das heiße Wasser langsam auf die Steine tropft. Ich schaue mir die norwegische Anleitung an, verstehe aber nicht so viel. So viel falsch machen kann man wahrscheinlich gar nicht. Also hole ich noch mehr Wasser im Fluss, fülle den Wassertank, mache ein Feuer und warte. In der Zwischenzeit koche ich oben in der Hütte Tee. Allerdings fühle ich mich überhaupt nicht wohl. Die Hütte ist mir zu groß, verwinkelt und vollgestellt. Durch die kleinen Fenster und vielen Ecken ist es so dunkel, dass ich meine Stirnlampe benutzen muss, obwohl es draußen noch hell ist. Außerdem haben die letzten Besucher wohl nicht gewusst, wie man einen Besen benutzt.
Nach einer halben Stunde ist es in der Sauna schon schön warm. Die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich hoch, was ich gerne mag. Ich setze mich auf die Holzbank und schaue zu, wie das Thermometer langsam auf 60 Grad klettert. Dann weiter auf 80 Grad. Zwischendurch lege ich Holz nach. Ist das schön! Ich genieße es richtig. Zwischendurch kühle ich draußen ab und schütte mir kaltes Flusswasser über den Körper. Bis ich nach 4 Saunagängen genug habe. Ich lüfte, mache sauber und kuschel mich in meine Schlafsachen. Inzwischen knurrt mein Magen auch ziemlich. Also esse ich noch was und lege mich dann früh hin. Es ist sowieso um halb 8 schon stockdunkel.
Ich habe allerdings überhaupt keine Lust, noch einen ganzen Tag in dieser Hütte zu verbringen. Ich denke, ich werde morgen schon weitergehen. Dann ist die zweite Nacht, die ich schon bezahlt habe, eben eine Spende an den DNT. Der Gedanke, einen Tag eher in Kautokeino zu sein, wo es einen Supermarkt gibt, ist verlockend. Auch wenn ich erst am Mittwoch das Hotelzimmer habe, kann ich ja vorher noch eine Nacht auf dem Campingplatz bleiben. Oder ich teile den Weg auf 3 Tage auf, statt zwei mal über 30 Kilometer zu gehen. Mal sehen. Nur hierbleiben möchte ich nicht.