Was bin ich froh, dass ich heute ein Dach über dem Kopf habe. Gut, dass ich mich gestern bis Mehamn durchgekämpft habe. Heute erreicht das Sturmtief seinen Höhepunkt. Bei diesen Windstärken bleibe ich lieber drinnen. Erst abends soll der Wind ein wenig nachlassen. Hier ein Screenshot von der Vorhersage bei Yr.no.
Ich würde mich zwar gerne ein bisschen umschauen in Mehamn, aber das muss eben warten. Ich habe ja noch ein paar Tage. Nur zum Supermarkt möchte ich, ich habe Hunger. Allerdings frage ich mich, ob ich wirklich rausgehen sollte. Aus dem Fenster habe ich einen Blick auf den Hafen und kann sehen, wie der Wind über das Wasser fegt. Ich sitze vor dem Fenster und beobachte, ob ich andere Leute auf der Straße sehe. Nicht, dass der Wind mich ins Hafenbecken stößt. Ich warte noch eine ganze Weile. Irgendwann bekomme ich eine SMS von Vidar, dass ich ihn gerne in seiner Werkstatt besuchen könne. Wir könnten einen Kaffee zusammen trinken. Also gut, das heißt ja, dass es okay ist, rauszugehen.
Ich ziehe mich dick an und wage mich vor die Tür. Drehe allerdings direkt wieder um und ziehe noch meine Regenhose und eine weitere Lage Handschuhe über. Der Wind ist echt eisig und geht gefühlt durch alle Klamotten durch.
Meine Unterkunft hat eine super Lage direkt am Wasser. Und mal abgesehen von dem Wind, ist das Wetter ganz schön. Die Sonne schaut immer wieder durch die Wolken.
Die Straße ist komplett vereist. Der Wind schiebt mich vorwärts und ich versuche auf den Beinen zu bleiben. Es gefällt mir gut in diesem kleinen Fischerort. Links von mir die ruhige Bucht mit kleinem Hafen, die Möwen kreisen über dem Wasser. Rechts in der Bucht etwas größere Welle und schneebedeckte Berge im Hintergrund.
Mir kommt ein Auto entgegen. Es ist Vidar, der meint, er wolle sichergehen, dass das Boot richtig festgemacht ist. Dann brauche ich seine Werkstatt ja gar nicht suchen. Der Supermarkt ist nur 800 Meter entfernt. Auf dem Rückweg kommt der Wind von vorne und ich kämpfe mich langsam über die glatte Straße zurück. So macht das keinen Spaß, weiter draußen herumzulaufen. Also bleibe ich wirklich den Rest des Tages drinnen.
Ich schmiede einen Plan für die nächsten Tage. Im Moment sieht es so aus, als könnte ich Anfang nächster Woche zum Kinnarodden starten. Morgen möchte ich den nördlichsten Leuchtturm besuchen. Dort kann man auch übernachten. Dann habe ich schonmal zwei Tage gut genutzt. Die Straße führt bis zum Leuchtturm, es ist kein anspruchsvolles Gelände und ich muss nicht im Zelt schlafen. Also bin ich relativ unabhängig vom Wetter. Vidar bietet an, für mich dort anzurufen, dass ich auch einen Schlafplatz bekomme. Normalerweise wird außerhalb der Saison nämlich nur an Gruppen vermietet. Ich soll morgen Jan Erik anrufen, wenn ich absehen kann, wann ich ankomme. Und bekomme sogar einen Sonderpreis. 50 € für eine Nacht sind ein richtiges Schnäppchen hier oben im Norden, wo alles nochmal teurer ist als im restlichen Norwegen. Ich freue mich schon richtig auf den Leuchtturm. Das wäre auch mein alternatives Ziel gewesen, wenn ich aufrgund von Zeitnot oder einer längeren Schlechtwetterphase nicht zum Kinnarodden gekommen wäre. Aber das wird schon noch!
Den restlichen Tag mache ich es mir im Bett gemütlich. Abends bin ich dann auch soweit wiederhergestellt, meine Hände sind komplett abgeschwollen und schmerzen nicht mehr. Es gibt Hafermilch-Kakao und TK-Zimtschnecken, die ich im Ofen aufwärme. So kann man so einen stürmischen Tag gut aushalten.