Ich bin relativ früh wach und starte den Morgen mit einem heißen Tee. Und schreibe. Ich freue mich richtig auf den Tag heute, das wird zur Abwechslung mal ganz entspannt.

Ich folge der Traktorspur noch ein paar Meter durch den Wald und stehe auf der Straße. Hier ist ein kleiner Parkplatz mit Infotafel über den Rohkunborri Nasjonalpark. Außerdem diese Wegweiser. 17 Kilometer nach Bones, herausfordernder Weg. Von weglosem Dschungel steht da nichts. Ob sich wohl viele Urlauber auf eine schöne Wanderung einstellen und dann umkehren? Unter den Einheimischen ist es bestimmt bekannt. Was ich etwas komisch finde, ist die Zuweisung der Schwierigkeitsstufe bei norwegischen Wanderwegen. Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass die Distanz eine große Rolle spielt. Ein einfacher Weg, der aber 30 Kilometer lang ist, wird schwerer eingestuft, als ein kurzer Weg, der aber vom Gelände viel schwieriger ist. Man kann sich also nicht so richtig darauf verlassen.

Naja, das soll mir heute alles egal sein. Ich folge breiten, ebenen Straßen – Schwierigkeitsgrad: grün, also einfach. Wäre es ein Wanderweg, nach norwegischer Logik allerdings rot und damit herausfordernd, da über 20 Kilometer lang.

Ich folge einem erdigen Fahrweg an einzelnen Häusern und Höfen vorbei. Hinter mir entdecke ich zwischen den Wolken einen Gletscher. Das sieht gut aus.

Der Tag ist völlig unspektakulär. Und mir ist keine Sekunde langweilig. Ich genieße es richtig, schnell gehen zu können, nicht auf den Boden achten zu müssen oder den Weg zu suchen. Es ist quasi ein Pausentag in Bewegung. Ich schaue in der Gegend rum, winke den wenigen Autofahrern zu, höre Musik und telefoniere.

Bei Engstad geht es über die Isdalselva und auf Asphalt weiter. Das Sørdalen durch und um den Berg herum rüber ins nächste Tal.

Nach 12 Kilometern mache ich Pause, gehe ein Stück einen Waldweg rein und koche. Ich habe schon wieder so einen Hunger. Danach muss ich mich erstmal wieder warmlaufen, es ist echt kühl. Zum Glück bleibt es aber den ganzen Tag trocken.

Ich gehe das Østerdalen hinauf, entlang der Barduelva. Der Fluss zwängt sich durch enge Felsschluchten und ist dann wieder breit und ruhiger.

Die Kilometer schmilzen nur so dahin. Nach genau 3:30 Stunden Gehzeit habe ich 20 Kilometer geschafft. Schön, dass ich heute so einfach und schnell vorwärts komme. Das kenne ich ja gar nicht mehr.

Und dann habe ich mein Ziel auch schon erreicht. Gegen halb 5 komme ich an der Huskyfarm in Innset an.

Als ich auf den Hof gehe, treffe ich direkt auf Morten. Er zeigt mir mein Zimmer, es ist echt schön hier. Mit gemütlichem Wohnzimmer, voll ausgestatteter und moderner Küche, Bad mit Dusche. Außerdem bekomme ich etwas zu essen. Morten meint, sie hätten ein paar selbstgemachte, eingefrorene Gerichte. Da könne ich ihnen eins abkaufen. Das klingt gut, dann habe ich nochmal ein bisschen Abwechslung. Er schaut, was sie so haben und kommt mit Reis und Chili sin Carne wieder.

Ich breite meine Sachen zum Trocknen aus, koche und esse. Dann schaue ich mich draußen ein bisschen um und besuche die Huskys. Gefüttert wurden sie vorhin schon. Das war ein Geheule. Jetzt ist es ruhig und viele Hunde haben sich zum Schlafen in ihre kleine Hütte verzogen. Die Sonne geht ja auch gleich unter. Ich finde es super, dass an jeder kleinen Hütte ein Namensschild angebracht ist und freunde mich mit Lita an. Die Hunde sind alle total lieb und jeder Gast hier darf gerne mit ihnen kuscheln.

Dann genieße ich eine Dusche und lege mich ins Bett. Ganz erstaunt stelle ich fest, dass es erst 20 Uhr ist. Also schreibe ich noch, bevor ich die Augen zumache. Aber morgen wird ein langer Tag, da geht es früh los.


26,7 km
4:40 h
379 hm
210 hm
315 m