Da habe ich wirklich einen schönen Zeltplatz gefunden. Die Vögel zwitschern und durch die Bäume sehe ich die Sonne auf dem Wasser glitzern. Die Nacht war total ruhig, keine Menschen und Tiere zu hören. Ich habe super geschlafen.
Ich untersuche mich erstmal gründlich nach Zecken. Ein komisches Gefühl so nackig im Wald zu stehen. Aber mich sieht ja hier keiner. 2 Zecken habe ich gestern abend schon gefunden, die noch auf meiner Hose herumgekrabbelt sind. Zwei weitere haben sich inzwischen auf meinem rechten Fuß festgebissen. Nachdem ich alles zusammengepackt habe, geht es weiter. Noch kurz mein Wasser auffüllen in dem winzigen Bach und dann laufe ich den Waldweg hinunter bis zur Straße.
Heute werde ich mehr Straße gehen und schneller vorankommen als gestern. Zum Glück ist nicht viel Verkehr. Entlang des Grønsfjords geht es Richtung Jåsund. Da hinten sehe ich schon die Brücke, wo es rüber geht.
Das sieht echt idyllisch aus, so zu wohnen.
Ich biege von der Straße ab auf eine Schotterstraße nach Fleseland. Es geht immer wieder auf und ab. Daher kommen dann auch die ganzen Höhenmeter am Ende des Tages. In Fleseland muss ich mich entscheiden, ob ich westlich Richtung Lyngdal gehe oder östlich nach Eiersland. Beide Optionen haben keinen durchgängigen Weg, den muss ich mir selber suchen. Die östliche Variante habe ich heute morgen erst auf der Karte entdeckt und will es versuchen. Wenn das so klappt, dann dürfte ich damit noch ein paar Kilometer und auch einiges an Straße sparen.
Vorher treffe ich noch 2 Wanderinnen aus der Nähe von Oslo. Sie machen nur einen Wochenendausflug und wandern von Lindesnes nach Lyngdal. Sie sind kurz nach mir losgegangen, sie meinen, dass sie mich noch gesehen haben am Leuchtturm. Da muss es wohl noch ein paar mehr Pfade geben, die in keiner Karte eingezeichnet sind. Sie kommen nämlich aus dem Wald und haben wohl nicht die Straße genommen.
Ich folge einem schmalen Pfad und sehe die Schlange zum Glück rechtzeitig, die hier ein Sonnenbad nimmt.
Schon bald ist der Pfad nicht mehr erkennbar und ich gehe so weiter durch den Wald. Dem Bach kann ich ganz gut folgen, auch wenn der Boden zwischendurch ziemlich sumpfig ist. Auf der Karte habe ich etwa 300 Meter weiter 2 Wiesen entdeckt, wo eine Traktorspur hinführt. Wenn ich dahin komme, kann ich wieder entspannter gehen. Ich kämpfe mich zwischendurch durch Gestrüpp und Äste und stehe plötzlich vor einem Abgrund. Ich habe eine super Aussicht und links unten sehe ich auch die erste Wiese, aber den Abhang komme ich auf keinen Fall heile herunter.
Also peile ich die andere Wiese an. Den Höhenlinien nach ist sie etwa auf meiner Höhe. Ich gehe wieder ein bisschen hinauf in den Wald, um nicht so nah an der steilen Kante entlang zu gehen. Wenn ich genau nach Norden gehe, sollte das passen. Und tatsächlich, irgendwann wird es heller hinter den Tannen und ich stehe am Rand der Wiese. Super! Dass diese eingezäunt ist, stört mich erstmal nicht weiter. Irgendjemand muss den Zaun ja aufgestellt haben, also werde ich wohl einfach dran entlang gehen können.
Ich bekomme nasse Füße, weil es hier auch so sumpfig ist und versuche immer auf die dicken Grasbüschel zu treten. Die Schafe auf der Weide rennen alle laut blökend weg. Irgendwie ist das ein Geflecht aus mehreren Zäunen. Erst ein ganzes Stück weiter finde ich eine Lücke und entdecke eine Fahrspur. Um dann vor einem Gatter zu stehen. Dahinter ist ein Haus und im Garten sehe ich einen Mann. Gut, dann muss ich mich nicht vorbei schleichen. Hunde sind nicht in Sicht, also klettere ich über den Zaun. Ich entschuldige mich bei dem Mann, dass ich über sein Grundstück laufe, ich wolle nur zur Straße. Das sei aber gar kein Problem und er fragt mich direkt, ob ich Norge på langs laufe. Lustig, sonst verirren sich wohl keine Wanderer hierhin. Er meint, so ein- oder zweimal im Jahr würden NPLer bei ihm vorbeikommen. Seine Frau ist inzwischen auch rausgekommen und die beiden wünschen mir eine gute Tour.
Ich komme wieder auf eine Schotterstraße und an einem großen See und vielen Ferienhäuschen vorbei. Noch sind da keine Leute zu sehen. Dann kann ich ein Stück einem markierten Wanderweg folgen, dem Kongeveien. Das ist angenehm zu gehen, wenn man einfach einem Pfad und den Markierungen folgen kann.
So sind hier übrigens überall die Briefkästen angebracht. Irgendwo gesammelt an einer Straßenecke, damit der Postbote nicht alle weit verteilten Häuser einzeln anfahren muss.
Hinter einem Häuschen soll laut Karte noch ein Pfad abgehen, der mich direkt wieder zur Straße bringt. Die Alternative schlängelt sich über einen Berg und kommt dann am selben Punkt an der Straße raus. Ich sehe aber nur dichten Wald, da muss ich mich jetzt nicht durchschlagen. Im Garten des Hauses sitzt ein älteres Pärchen. Sie winkt mir und ich gehe zu ihnen. Ich bin erstaunt, wie gut ihr Englisch ist. Dass hier sei ihr Ferienhäuschen, hier sei es schön ruhig und man könne die Natur genießen. Heute seien auch schon 2 Familien hier vorbeigekommen. Es scheint, als würde sie sich über jede vorbeiwandernde Unterhaltung sehr freuen. Wir quatschen noch ein bisschen, bevor sie mich weiterziehen lassen. Den Pfad, den ich gesucht habe, gibt es schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Also folge ich weiter der Route 66 und nehme ein paar Höhenmeter extra mit.
Wieder unten angekommen, folge ich der Schotterstraße. Ich bin ganz froh, dass die ganzen Nebenstraßen gar nicht asphaltiert sind. So lässt es sich ein bisschen angenehmer gehen. Ich überquere die E39, wo dagegen super viel Verkehr ist und gehe weiter Richtung Opsal. Die 20 Kilometer will ich gerne noch voll machen und mir dann neben der Straße im Wald irgendwo einen Zeltplatz suchen.
Ich finde ein paar große Steine über die ich trocken über den Bach komme, der neben der Straße fließt und ein Stück weiter oben finde ich dann auch ein ebenes Plätzchen für mein Zelt. Gut, dass es so schmal ist und nicht so viel Platz braucht. So passt es gut zwischen die Tannen.
Nachdem ich gestern Nudeln mit schwarzen Bohnen und Paprika gegessen habe, gibt es heute Kartoffelpüree mit Kidneybohnen, Zwiebeln und Lauch. Lecker!
Ich finde es super gemütlich und bequem in meinem Zelt, auf meiner Matratze und in meinem Schlafsack. Das ist viel Wert, Ausrüstung zu haben, wo man sich drüber freut und sich wohl damit fühlt.
Im Moment ist gegen 5 Uhr Sonnenaufgang und um 22 Uhr Sonnenuntergang. Ich bin aber so müde, dass ich davon nichts mitbekomme.