Heute will ich mal richtig ausschlafen. Ich bin aber, wie immer, spätestens um 5 Uhr wach. Allerdings drehe ich mich nochmal um und bleibe bis halb 7 liegen. Markus hat schon Wasser gekocht und es gibt Tee und Kakao. Er will heute schon weitergehen. Die nächsten beiden Tage wären zwar noch gleich, aber dann würden sich unsere Wege sowieso trennen. Da haben wir unterschiedliche Routen geplant. Wobei wir uns eventuell in einer Woche in Otta schon wieder über den Weg laufen. Wir frühstücken noch zusammen und dann macht er sich auf die Socken. Bis bald, Markus!
Ich weiß immer noch nicht, ob ich heute noch weitergehe oder morgen früh erst. Ich lebe einfach so in den Tag hinein und schaue, wie ich mich fühle. Mein Sprunggelenk merke ich nur beim Laufen, also kann ich schlecht sagen, ob es schon besser ist. Aber keine Sorge bei dem Titel heute, ich habe keine starken Schmerzen. Die Pause ist eher präventiv, damit mein Sprunggelenk sich erholt und ich es nicht weiter überlaste.
Und wo wir schon bei Verletzungen sind – meinen Händen geht es sehr viel besser und inzwischen sehen sie jeden Tag wieder normaler aus. Nachdem die Blasen weg waren, hatte ich große, offene Wunden an den Fingern. Da ist jetzt endlich eine Kruste drauf und es blutet und suppt nicht mehr so. Ich nehme schon seit einer Woche die Cortisonsalbe nicht mehr, sondern schmiere täglich zweimal Wundheilsalbe darauf. Die Haut ist nämlich total trocken und blättert ab, wo es so geschwollen war. Jetzt habe ich ziemlich bunte Hände, rosa, rot und sobald ich nur ein bisschen kalte Hände habe an den verletzten Stellen blau und lila. Aber – das ist das wichtigste – keine Schmerzen mehr! Und wieder ohne Handschuhe herumzulaufen ist richtig angenehm.
So, genug davon aber jetzt! Jetzt nur noch schöne Sachen 🙂 Ich mache es mir nämlich am Holzofen gemütlich und werfe einen Blick in die Karte, um meine nächsten Tage zu planen. Es gibt eine Sommerbrücke, wo ich nicht hergehen möchte, wenn sie noch nicht steht. Der Fluss sieht zu wild aus. Aber es gibt zum Glück dort einen alternativen Weg. Die Brücke ist die über den Øvre Høystakka hinter Fondsbu und die Alternative wäre etwas weiter westlich der Postvegen. Mein Plan ist, in ungefähr 12 Tagen in Tynset zu sein. Dort wartet mein zweites Paket auf mich und wieder ein Pausentag. Ich muss unterwegs nur noch jemanden finden, der mir eine Gaskartusche verkauft, wenn ich nicht bis Otta kalt essen will. Wobei es bis dahin auch nur 6 Tage sind, das wäre nicht ganz so schlimm. Aber die bewirtschafteten Hütten auf dem Weg machen jetzt in den nächsten Tagen alle auf, vielleicht habe ich ja Glück.
Da es später regnen soll, gehe ich nochmal schnell runter zum vereisten See und hole Wasser.
Der Regen kommt aber nicht, nur zwischendurch mal ein paar Topfen mit dem Nebel. Dann gibt es wieder blaue Löcher und Sonnenstrahlen. Alle paar Minuten anders. Jedenfalls ist es gar nicht so kalt, das Thermometer sagt 9 Grad. Also setze ich mich mit meinem Tee auf einen Felsen vor die Hütte und beobachte die Wolken.
Dann geht’s wieder rein und ich stöbere ein bisschen im Hüttenbuch. Einer der ersten Einträge ist von Anfang März 2011 von einem Ulrich, der damals vor 5 Jahren seine Wanderung vom Ruhrgebiet zum Nordkap gestartet hat. Wann er wohl dort angekommen ist? Ich halte Ausschau nach englischen oder deutschen Einträgen und finde zumindest einen bekannten Namen. Der Belgier Willem Vandoorne war Ende Juni 2012 hier und hatte seinem Text nach noch mehr Schnee als jetzt. Auf seinem Blog habe ich bei meiner Planung viel gelesen.
So geht der Tag super schnell um und ich entscheide mich, noch eine Nacht zu bleiben, früh zu schlafen und dann morgen früh loszugehen.
Ich bekomme vorhin noch eine Nachricht von Markus, der in Fondsbu dem Kerl begegnet ist, der die Sommerbrücke aufgebaut hat. Die Brücke am Øvre Høystakka steht also, das sind gute Neuigkeiten!
Ulrich
Nein, am Nordkap angekommen bin ich immer noch nicht, dafür aber schon 2 x im Susendalen nördlich des Børgefjells. Das erste Mal im Rahmen meiner Etappenwanderung und das zweite Mal mit Simon bei unserem Winter-NPL-Versuch 2015. In den letzten Jahren standen Urlaube mit der Familie im Fokus, aber spätesten, wenn die Kinder den Urlaub nicht mehr mit mir verbringen möchten, geht es weiter. Auch ein Sommer-NPL am Stück ist ein noch unerfüllter Traum. Von daher genieße ich es sehr, an Deiner Tour teilhaben zu dürfen.
Sophie
Da bist du ja schon weit gekommen. Ah, von dem Winter-NPL-Versuch habe ich gelesen. Ich wusste nur nicht, dass du der zweite Verrückte warst 🙂
Dann freue ich mich, dich zumindest schon mal virtuell mitnehmen zu können!