Was für ein herrliches Wetter. Die Sonne scheint und es sind nur ein paar Wolken am Himmel. Ich habe gestern Abend schon soweit alles gepackt und die Hütte geputzt, dass ich heute direkt losgehen kann. Nur noch eben wieder alles abschließen und dann geht’s los. Wobei – nochmal aufschließen, da fehlt doch was. Ich sage euch, irgendwann vergesse ich meine Stöcke noch!
Ich laufe meistens lieber ohne Trekkingstöcke. Im Schnee und Sumpf sind sie praktisch, aber sonst stören sie mich häufig auf unebenen Wegen. Vor allem im Gelände bergab setzt man seine Tritte ohne viel bewusster, finde ich. Aber ich brauche sie unbedingt, um mein Zelt aufzubauen.
Von der Hütte geht es um den See, ein kleines Stückchen hoch und dann hinab bis zum See Torolmen. An ein paar Häuschen vorbei und die Schotterstraße entlang bis zum Staudamm am Tyin.
Der Schnee ist ziemlich fest und ich sinke kaum ein. Das wäre wahrscheinlich später am Tag anders bei der Sonne. Markus‘ Schritte von gestern kann ich kaum noch erkennen.
Den Felsen muss doch besser mal jemand festhalten, bevor er noch den Berg herunter poltert.
Der Schnee glitzert richtig in der Sonne, das sieht gut aus. Aber da hinten kommen schon wieder ganz dunkle Wolken. Und auf dem Weg runter ist der Schnee weicher und nicht mehr so angenehm zu gehen. Ich habe echt keine Lust mehr auf den ganzen Schnee. Hoffentlich habe ich später Empfang, dass ich mir meine Route und die Schneelage nochmal anschauen kann. Inzwischen will ich möglichst schnell raus aus dem ganzen Schnee.
Der große See Tyin ist noch unter einem Nebelschleier versteckt. Bis ich dort bin, hat er sich aber aufgelöst.
Vorsicht vor unsicherem Eis am Staudamm!
Es geht östlich um den See herum. Zuerst direkt am Wasser entlang. Hier liegt nicht mehr ganz so viel Schnee. Dafür ist es ziemlich matschig.
Zum Glück gibt es hier zumindest über die Hälfte des Baches mit der starken Strömung eine Brücke.
Und bei dem schönen Wetter gibt es natürlich auch wieder klasse Wasser-Spiegelungen.
Irgendwie habe ich heute das Gefühl, dass der Weg um den See herum sich endlos zieht.
Markus hatte mir schon eine Nachricht geschickt mit den Stellen, wo ich aufpassen muss. Auf einer großen Ebene ist der Schnee von ziemlich vielen Bächen durchzogen und teilweise gibt es nur noch dünne Schneebrücken. Da gehe ich lieber einen großen Bogen um das Schneefeld drumherum, wo ich die Bäche sehen und über Steine hüpfen kann.
Dann kommt wieder eine Brücke, mit einer Bank davor. Meiner Bank! Da wollte mich wohl jemand überraschen 🙂 Schön! Dann mache ich hier doch auch gleich eine kurze Pause, bevor es über die Brücke und das wilde Wasser geht.
Ich gehe wieder bergauf, von der Ebene und dem See weg. Hier liegt weniger Schnee und es geht über Wiese und Steine. Über buntes Moos und hellgrün leuchtende Böden.
Dann wieder hinab und abwechselnd über Schnee und Gras am Trollsjøen vorbei.
Links der spitze Berg ist der Uranostinden mit 2.157 Meter Höhe. Er wird als der schönste Gipfel Jotunheimens bezeichnet.
Dann habe ich es endlich geschafft und komme zu einem Parkplatz, ab wo ich Schotterstraße laufen kann. Über diesen Fluss gibt es zum Glück auch eine Brücke. Die Welle in der Mitte leuchtet richtig kräftig türkis.
Die Schotterstraße kann ich ja jetzt entspannt laufen. Dachte ich. Ich muss auch hier immer wieder über Schneefelder, die noch über die Straße gehen. Aber zumindest weiß ich, was darunter ist und kann nicht tief einbrechen.
Meine Motivation ist heute ziemlich gering. Der Weg macht mir schon den ganzen Tag nicht so richtig Spaß. Inzwischen ist der Himmel auch nur noch grau und es regnet. Passend zu meiner Laune. Gut, dass ich mein Solarpanel, das hinten am Rucksack hing, schon wieder eingepackt habe in der letzten Pause. Der USB-Anschluss ist nämlich nicht wasserdicht. Durch die viele Sonne heute morgen ist meine Powerbank aber schon wieder voll. Gestern auf der Hütte hatte ich das Panel auch aus dem Fenster gehängt und obwohl es den ganzen Tag bewölkt war, war meine andere Powerbank abends komplett geladen. Ich bin echt begeistert.
In Tyinholmen komme ich auf eine Straße, der ich bis Fondsbu folge. Wieder eine Schotterstraße und auf dem Weg überholt mich nur ein Auto. Es gibt auch einen Pfad abseits der Straße, aber da sehe ich nur Schnee und Sumpf. Da gehe ich jetzt lieber auf dem Schotter.
Am Bygdin angekommen, steht dort dieser mürrisch guckende Kopf herum. So stehen wir zusammen im Regen.
Ich könnte wahrscheinlich in Fondsbu auch mein Zelt aufschlagen. Die Hütte öffnet erst in ein paar Tagen, aber es sind schon Leute da, um alles vorzubereiten. Ich habe allerdings gerade wenig Lust, mich mit irgendwem zu unterhalten. Und Markus hatte mir noch einen ebenen Platz direkt am See geschickt, wo er gestern geschlafen hat. Das ist nur ein Stück weiter. Da laufe ich noch hin.
Hier wimmelt es von Mücken und kleinen Fliegen. Ich laufe durch riesige Schwärme und ziehe meine Kapuze noch ein bisschen weiter zu. Es geht durch kniehohes Gestrüpp, über matschigen Boden, durch Bäche und über kleine Schneefelder. Bis ich die Stelle erreiche. Ein bisschen unterhalb vom Weg, auf Steinen mit ein bisschen Gras. Perfekt! Gut, dass Markus die Koordinaten geschickt hatte, sonst hätte ich nicht gedacht, dass ich hier einen Zeltplatz finde.
Übrigens hat heute mein Sprunggelenk nicht einmal wehgetan, ich konnte den ganzen Tag schmerzfrei gehen. Der Tag Pause gestern war also genau richtig.
Jetzt schnell aus den nassen Sachen raus, in den Schlafsack und aufwärmen. Mein Essen habe ich heute Mittag schon eingeweicht. Wenn es lange genug einweichen kann, klappt das auch mit kaltem Wasser super. Also gibt es Reis mit Paprika und Kidneybohnen.
Und dann ist den Rest des Abends Routenplanung angesagt. Der Empfang ist super, also kann ich mir die Schneelage auf SeNorge anschauen und noch ein bisschen etwas über die Alternativen herausfinden. Mein eigentlicher Plan ist, über Gjendebu und Memurubu nach Glitterheim zu laufen. Dann durch das Veodalen aus Jotunheimen raus. Da gibt es aber ein paar Stellen, wo ich mir unsicher bin, ob sie schneefrei und überhaupt schon begehbar sind. Vor allem, wenn es immer wieder regnen soll die nächsten Tage. Bis Gjendebu werde ich nicht um Schnee drum herumkommen. Aber am Høystakka die Sommerbrücke steht ja zumindest schon. Hinter Gjendebu der Bukkelægret sieht steil aus, das wäre wahrscheinlich nicht so spaßig bei Regen. Da finde ich aber eine etwas längere Umgehung das Storådalen hinauf. Und auch nach Memurubu gibt es noch einen tiefer gelegenen Parallelweg, wo es schon schneefrei sein sollte. Nach Glitterheim geht es allerdings nochmal auf 1.700 Meter hoch, da ist bestimmt noch alles weiß. Martin Kettler schmeißt noch den Jotunheimvegen ins Rennen, da könnte ich bis zum Ende des Bygdin gehen und dann einer Schotterstraße bis Tynset folgen. Auch wenn es landschaftlich sehr schön sein soll, wäre es eine ganze Menge Schotterstraße, die seit Mitte Mai auch schon für den Sommerverkehr geöffnet ist.
Schwierige Entscheidung, vor allem, da man sich auf die Schneehöhen und -beschaffenheit bei SeNorge nicht verlassen kann. Das passte an manchen Stellen bisher gut, an vielen aber gar nicht. Also geht es morgen erstmal über Høystakka nach Gjendebu. Dann direkt oder über Umwege nach Memurubu und von da habe ich auch noch zwei Alternativen zu Glitterheim. Erstmal ein Stück gehen und dann kann ich an den Abzweigungen immer neu entscheiden. Und so oder so bin ich spätestens übermorgen aus dem Schnee raus!
F.
Toller Bericht an Tag 35. Kann die Kälte und Nässe quasi fühlen. Habe mir es in meiner Familienkarre bequem gemacht und die Sitzheizung eingeschaltet. Draussen sind schlappe 24 Grad. Saukalt, ey…
Gruß
F.
P.S. habe ein paar T´s erworben, wenn das ok ist…
Sophie
Haha, wie schön, dass du es bequem hast 😉
Vielen lieben Dank für die Unmengen an T’s!