Ich wache früh auf und bin völlig verschwitzt, kann mich aber noch nicht aufraffen, direkt loszugehen. Im Moment ist es ganz angenehm von der Temperatur, es ist bewölkt. Also drehe ich mich nochmal um und döse vor mich hin. Innen an meinem Außenzelt haben sich eine ganze Menge Mücken versammelt.
Da es nicht so warm ist wie gestern, lasse ich beim Losgehen auch erstmal meine Regenjacke und -hose an. Dann kann ich entspannter gehen. Wenn es nicht unbedingt nötig ist, lasse ich das Mückenschutzmittel gerne weg.
Es geht bis Os noch weiter auf dem Pilgerweg. Durch den Wald und durch Sumpf. Nach einem Kilometer gehe ich zwischen zwei Seen her, die durch einen Bach verbunden sind. Da fülle ich erstmal mein Wasser auf. Das schmeckt wieder besser. Allerdings ist es hier überall ziemlich sumpfig, das mögen auch die Mücken. Es sind zwar nur meine Hände und das Gesicht frei, aber selbst trinken ist schwierig. Immer wieder muss ich die Flasche absetzen, um die Mücken wegzuschlagen.
Ich komme auf eine Schotterstraße, der ich bis kurz vor Os folge.
Die letzten Serpentinen kann ich nochmal durch den Wald abkürzen und dann stehe ich an einer größeren Straße. Mit Wind und ohne Mücken. Jippieh! Erstmal ausziehen. Die Luft an der Haut tut richtig gut. Inzwischen ist es auch wieder ziemlich warm. Ich schmiere mich trotzdem mit dem Mückenschutzmittel ein, damit ich meine Ruhe habe.
Nach einem kleinen Stück am Straßenrand entlang, biege ich wieder auf eine sehr wenig befahrene Schotterstraße ab. Es geht hinauf zur Kirche. Da kann ich ja dann in Ruhe Pause machen. Da gibt es meistens Wasser.
Ich schaue auch kurz rein in die Holzkirche. Ungewöhnlich, das habe ich so noch nicht gesehen. Fliesen an den Wänden in einem hellen Blauton und 2 Holzöfen mit dem Rohr bis zur hohen Kirchendecke. Von innen gefällt sie mir aber gar nicht so.
Von außen schon mehr. Jedenfalls ist es ein guter Pausenplatz.
Danach geht es runter in den Ort, über die Glomma und kurz zum Supermarkt. Mir ist nach einer kleinen Stärkung zusätzlich zu meinem eigenen Essen, für ein bisschen Motivation.
Hinter der Brücke ist eine Picknickbank, wo ich nochmal lange Pause mache. Hier komme ich auch direkt zum Fluss runter und kann mir Wasser zum Kochen holen.
Ich weiß noch gar nicht genau, wie weit ich gehe heute. Das Ziel ist Røros, da möchte ich mich morgen in Ruhe umschauen. Nachdem mir alle Leute erzählen, wie schön es dort ist. Allerdings sind die Unterkünfte dort auch ziemlich teuer. Meine Idee war also kurz vorher das Zelt aufzubauen und morgen abend dann hinter der Stadt wieder. Katharina und Manuel haben allerdings eine Wohnung über Airbnb gemietet, die letztendlich 6 Betten hat. Da könnten wir alle schlafen und die Kosten aufteilen. Oder ich gehe bis zum Campingplatz, das ist ein bisschen näher. Eine Dusche wäre auf jeden Fall echt super. Ich bin irgendwie ein glitschiges etwas aus Schweiß, Dreck und Mückenschutzmittel.
Es geht wieder über die Brücke, auf die andere Seite der Glomma, um einem Schotterweg zu folgen. Dann brauche ich nicht an der Hauptstraße entlangzugehen. An Höfen vorbei und durch den Wald. Dann nochmal über die Glomma, die Hauptstraße kreuzen und weiter durch den Wald. Da ich den guten Empfang und einfachen Weg zum Telefonieren nutze, geht die Zeit schnell um und obwohl meine Füße schon so müde waren, stehe ich plötzlich kurz vor Røros. Und es ist erst halb 5. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, so früh da zu sein. Da ist die Entscheidung schnell getroffen, dass ich noch in die Stadt reingehe.
Ich frage eine Frau, die gerade im Garten zugange ist, ob sie meine Wasserflasche auffüllen könne. Wir unterhalten uns noch ein bisschen und dann geht es den letzten Berg runter und durch ein Wohngebiet in die Stadt hinein.
Hier erwarten mich schon ein Bergmann und seine Frau in der alten Bergbaustadt und Weltkulturerbe Røros. Ich freue mich schon darauf, mich hier umzuschauen.
Aber erstmal geht es zur Wohnung. Ich habe gerade die anderen angeschrieben, ob jemand da ist, um mich hereinzulassen. Ich gehe eine schmale Gasse mit bunten Holzhäusern hoch und durch diesen schönen Hinterhof.
Geschafft! Markus, Katharina und Manuel sitzen gemütlich auf der Couch, Lando liegt auf dem Teppich unterm Tisch und ich bekomme meine ersehnte Dusche. Wir sind uns schnell einig, dass wir die voll ausgestattete Küche nutzen und selber kochen wollen. Also stürmen wir den Supermarkt, um uns das schönste Gemüse auszusuchen. Es gibt einen riesigen Topf Tortellini mit Brokkoli-Lauch-Champignon-Zwiebel-Zuckerschoten-Knoblauch-Tomatensauce. Sehr lecker und genug, um 4 hungrige Wanderer satt zu bekommen.
Wir haben einen richtig schönen Abend in unserer NPL-WG. Gut, dass ich noch bis hierhin gegangen bin, das war das Highlight des Tages.
Helmut
Hallo Sophie, schön zu lesen,dass es so gut voran geht. Auf jeden Fall erzählst du von mehr Hochs als Tiefs. Bist du mit deiner Ausrüstung zufrieden oder würdest du was ändern? Eine Frage zum Zelt beschäftigt mich schon länger. Warum verwendest du keine Unterlagen,die ja für Leichtzelte so oft empfohlen wird? Viel Spaß noch in der NPL WG und alles Gute weiterhin. LG Helmut
Sophie
Hallo Helmut,
das ist wahr. Es läuft wirklich ganz super und ich hatte noch keine größeren Tiefs. Das kann auch gerne so bleiben 🙂 Ich bin aber auch ein sehr positiver Mensch und lasse mich nicht so schnell runterziehen.
Ich bin mit meiner Ausrüstung super zufrieden, die meisten Sachen sind ja auch inzwischen erprobt. Das einzige, was echt blöd ist, ist dass die Knots (Kriebelmücken) durch mein Kopfnetz kommen. Und dass die dichteren Netze so blickdicht sind, dass das beim Gehen auch keinen Spaß macht. Das würde ich vielleicht ganz weglassen und mich eher mit Regenjacke und Buff vermummen. Aber wer weiß, was noch für riesige Schwärme auf mich zukommen. Erstmal behalte ich meins noch, das sind ja nur ein paar Gramm.
Ich lege meistens meine Evazote-Matte unter mein Innenzelt. Als Schutz für Zeltboden und Luftmatte und damit es nicht so eisig kalt ist, wenn ich direkt auf dem Zeltboden sitze. Das klappt super und ich sehe ehrlich gesagt überhaupt keine Notwendigkeit für eine zusätzliche Bodenplane. Der Zeltboden ist dicht und hat bisher auch sonst keine Anzeichen von Abnutzung. Wichtiger ist wahrscheinlich, dass man bei der Zeltplatz-Wahl etwas aufpasst und sich nicht mitten auf spitze Steine oder in Mulden, die beim nächsten Regen mit Wasser volllaufen, stellt.
Helmut
Hi Sophie,
die Idee mit dem Unterlegen der Matte ist genial. LG Helmut