Kurzentschlossen bleibe ich noch eine Nacht in Røros. Wie die anderen auch. Wir müssen zwar in eine andere Wohnung umziehen, die ist aber direkt gegenüber. Nur einmal im strömenden Regen über den Innenhof. Es sind nachmittags auch wieder Gewitter und noch mehr Regen angesagt. Da ist es in der Wohnung gemütlicher als im Zelt. Und ich kann mich den ganzen Tag in Ruhe umschauen in diesem kleinen Bergstädtchen.
Nach dem Ausschlafen und Frühstück ziehe ich mir Markus zusammen los zur Erkundungstour. Das Wetter ist gar nicht so schlecht wie es vorhergesagt wurde. Es gefällt mir echt gut hier. Die kleinen Gassen mit den Holzhäusern. Viele mit bunten Fassaden, andere mit altem, verwittertem Holz. Viele mit begrünten Dächern. Und immer wieder tolle Details zu entdecken. Alle paar Meter bleibe ich stehen und mache ein Foto nach dem anderen.
Røros wurde 1646 gegründet und bis in die 1970er Jahre wurde hier Kupfererz abgebaut. Die noch erhaltenen Bauwerke haben dafür gesorgt, dass die Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Hier fühlt man sich echt wie in einer anderen Welt, als ob die Zeit vor 200 Jahren stehen geblieben ist.
Im Sleggveien, direkt unterhalb der Schlackehalde, haben die einfachen Bergleute gewohnt, der Direktor in der Bergmannsgata. Letztere wurde so angelegt, dass sie zum Haus des Direktors breiter wird und in die andere Richtung schmaler. Eine optische Täuschung, sodass die Straße prunkvoller in die eine Richtung aussieht und beim Blick zurück viel länger als sie eigentlich ist. Die ersten Häuser im Sleggveien sind original erhalten und gehören zum Museum. Man kann sie sich auch von innen anschauen, wobei in einem Zimmer noch die originalen Möbel stehen. Nur die Textilien sind neu. Uns wird erklärt, dass die Decken so niedrig sind, damit das Heizen einfacher war. Das Holz wurde nämlich in der Schmelzhütte gebraucht und die Leute mussten zum Heizen Flechten sammeln. Dabei ist Røros einer kältesten Orte Norwegens mit Rekordtemparaturen von minus 50 Grad im Winter 1914.
Nachmittags sitzen wir zu viert gemütlich in einem der vielen hübschen Cafés mit ihren urigen Hinterhöfen und entfliehen dem Regen. Ich probiere meine erstes norwegisches Nationalgericht, Rømmegrøt. Ein Brei aus saurer Sahne, Mehl und Butter. Mit viel Zimt und Zucker ist es okay, aber das wird nicht meine Lieblingsspeise. Pur schmeckt es sehr säuerlich. Und mächtig ist es, die Portion schaffe ich gar nicht ganz. Aber es sitzen ja noch andere hungrige Wanderer mit am Tisch.
Dann ziehe ich um in das Café des Museums, wo ich ein bisschen mehr Ruhe zum Schreiben habe. Hier ist nicht viel los. Und die Blaubeer-Schorle ist richtig gut!
Das war ein echt schöner Tag, hier könnte ich auch locker noch einen zweiten Tag verbringen. Dann würde ich mich drinnen im Bergwerksmuseum umschauen und in der Olavsgrube. Und noch mehr der vielen, kleinen Höfe hinter den bunten Fassaden erkunden. Nächstes Mal dann… Morgen wird weiter gewandert.
Hier ist auch noch Markus‘ Video dieser schönen Stadt. Ich bin zwar nicht zu sehen, aber es sind tolle Aufnahmen dabei. Da Markus zwei Tage hier verbracht hat, war er auch noch im Museum in der alten Smelthytta.