Ich bin früh wach und da der Wind die Fliegen vertreibt und wenig Mücken unterwegs sind, setze ich mich an den Fluss. Wenn das schon gestern Abend nicht ging… Es gibt ausnahmsweise Kakao und Kekse zum Frühstück und ich koche schonmal mein Mittagessen. Ein richtig schöner und entspannter Morgen. Bis Markus auch wach ist und wir alles gepackt haben, ist es fast 9 Uhr. Ich bin bereit für unser Abenteuer und freue mich richtig darauf.

Den ersten Kilometer folgen wir noch weiter der Traktorspur. Dann müssen wir über einen Bach drüber. Da wir aber noch keine Lust auf nasse Füße haben, bauen wir uns eine Brücke aus Steinen.

Dann geht es auf einem Pfad weiter. Bevor wir zwischen den Birken verschwinden, haben wir schon einen Blick auf den Gipfel des Molingdalsskarven.

Wir haben uns für heute selbst eine Aufgabe gestellt und zwar bleiben die Handys in der Tasche. Kein Blick auf die Offline-Karten. Wir wollen ein bisschen üben und uns nur mit Karte und Kompass orientieren. Bei Jo-Olsavollen steht eine Hütte und der Weg endet. Hier beginnt unser heutiges Abenteuer. Erstmal die Karte einnorden und dann den ersten Gipfel nutzen, um die Marschrichtung einzustellen. Markus hat das bei der Bundeswehr gelernt, aber ewig nicht genutzt. Ich habe mir eine Videoreihe angeschaut, das war aber schon letztes Jahr vor meiner Österreich-Wanderung. Nach einem Denkfehler und Markus‘ Hilfe habe ich meinen Kompass richtig eingestellt.

Also los. Wir laufen auf direktem Weg auf den Gipfel zu. Auch wenn wir ihn am Anfang noch nicht sehen können. Ich bin gespannt, wie unser Weg hinterher aussieht, ob wir wirklich relativ gerade und direkt gelaufen sind. Das Gelände ist jedenfalls richtig einfach. Da habe ich mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Erst durch ein paar Birken, wir sind aber relativ schnell über der Baumgrenze. Es geht nicht zu steil hinauf, durch niedrige Büsche und über sumpfige Wiesen. Vor uns ist der Himmel blau, uns verfolgen allerdings ein paar richtig dunkle Wolken. Der Regen kündigt sich schon an, lange bevor er bei uns ist. Wir können die Regenwolke richtig gut beobachten und rechtzeitig unsere Regenjacken überziehen.

Zwischendurch werfe ich immer wieder einen Blick auf den Kompass und passe die Laufrichtung leicht an. Aber dass das hier so einfach ist, hätte ich echt nicht gedacht. Wir umgehen nur kleinere Sümpfe und fast oben angekommen, machen wir einen Bogen um ein paar Felsen. Und dann ist es auch schon geschafft! Ich bin super glücklich. Es ist richtig schön hier, die ganze Zeit schon.

Erster Gipfel für heute – der Molingdalsskarven auf 1.112 Meter Höhe.

Selbst der Regen kann meine Laune nicht trüben. Endlich mal wieder ein rundum schöner Tag, den ich richtig genieße. Da sind die nicht so schönen Tage schnell wieder vergessen. Dafür lohnt es sich.

Am Gipfel stellen wir die Marschzahl neu ein. Dieses Mal mit Peilung zum nächsten Gipfel, den wir schon sehen können. Es geht ein bisschen runter, durch eine Senke und dann wieder hoch. Weit ist es nicht. Und die Wolken bieten ein grandioses Schauspiel heute. Eine vorbeiziehende Wolke bringt einen Hagelschauer mit, was ganz schön weh tut an meinen kalten Beinen. Am nächsten Gipfel haben wir aber Glück und die Sonne taucht wieder auf. Nur es ist ziemlich windig.

Der zweite Gipfel – der Litjskarven auf 1.125 Metern. Jippieh!

Wir suchen uns hinter dem Gipfel einen windgeschützten Platz für unsere Pause. Bis die Wolken hinter uns wieder so dunkel sind, dass wir lieber weitergehen. Es geht hinab zur Killingdalsgruva. Es gibt auch theoretisch einen Pfad, den wir zwischendurch aber immer wieder verlieren. Um ein Schneefeld herum, an der alten Mine vorbei und weiter bergab.

Hier hat jemand so eine schöne Aussichts-Bank hingestellt, das muss genutzt werden. Also gibt es noch eine kurze Pause.

Danach ist der Pfad dann deutlich sichtbar und es geht durch den Wald weiter hinab bis zu einer Schotterstraße und ein paar Häusern. Über eine Brücke über die Gaula und die nächsten 10 Kilometer über die Schotterstraße. Mit Geschwindigkeitsbeschränkung für Schneemobile.

Immer wieder kommen wir an Schafen vorbei, die am Rand liegen oder auch mitten auf der Straße. Selbst ein paar große Steine halten wir von weitem für Schafe. Oder andersherum – bis sie mit den Ohren wackeln. Die Landschaft um uns herum ist schön und die Zeit geht recht schnell um. Nachdem wir gestern schon meinen ersten Tausender gefeiert haben, ist Markus heute dran.

Irgendwann kommen wir an dem Abzweig vorbei, wo der E1 rauskommt. Natürlich ohne jegliche Markierung. Das wäre der Weg mit dem schmalen und überfluteten Damm gewesen, den ich umgehen wollte. Was ja auch super geklappt hat! Ich kann unseren Weg nur empfehlen, falls jemand hier eine Alternative zu Straße und E1 sucht. Noch etwas weiter nördlich könnte man dann auch zum Nordpå Fjellhotell abbiegen und den Wanderwegen Richtung Græslihytta und Schulzhytta folgen. Oder von der Kjølihytta östlich zur Nedalshytta und die Wanderwege an der Grenze entlang nach Norden nehmen. Hier hat man alle Möglichkeiten. Da ich in Meråker ein paar Wanderkarten zurück nach Hause schicken möchte und die kleinen SB-Hütten lieber mag als die großen, bewirtschafteten Hütten, werde ich den direkten Weg nach Norden über die Ramsjøhytta und Bjørneggen nehmen.

Wir verlassen die Schotterstraße und folgen dem Wegweiser zur Kjølihytta auf eine breite Traktorspur. Wir kommen um eine Kurve und entdecken beide gleichzeitig das Schneefeld, was uns scheinbar den Weg versperrt. „Oh! So haben wir aber nicht gewettet. Den Schnee wollten wir doch nicht mehr.“ Da der Smiley auf dem Stein uns aber zulächelt, gehen wir weiter.

Und das Schneefeld können wir dann auch einfach umgehen.

Der Weg ist nass und matschig. Jetzt ist es vorbei mit trockenen Füßen. Da oben liegt einiges an Schnee. Die Schneeschmelze scheint hier noch in vollem Gange zu sein.

Etwas weiter müssen wir ein riesiges Schneefeld queren, aber es ist so fest, dass man gar nicht einsinkt.

Es wird immer sumpfiger und von oben kommen zig Bäche über die Wiese.

Einige davon überfluten unseren Weg und lassen die Seen überlaufen.

Irgendwann kommt die Hütte in Sicht. Yeah! Wir wünschen uns, das niemand da ist und wir die Hütte für uns haben. Aus dem Kamin sehen wir auch keinen Rauch aufsteigen. Wir malen uns schon wieder aus, wie wir unsere ersten Tausender mit Pfannkuchen feiern und mit Blaubeer-Tee anstoßen. Erstmal müssen wir aber noch über ein paar Bäche rüber und um den See Øvre Kjølitjønna herum.

Dann ist es geschafft! Markus ist ein Stück vor mir und ihm wird schon die Tür geöffnet. Da ist doch jemand da. Er wird direkt mit Namen begrüßt und wundert sich erst etwas. Bis Martina erklärt, dass sie meinen Blog lese und schon auf uns gewartet hätte. Wie lustig! Als ich ihr meine Kamera in die Hand drücke, damit sie ein Zielfoto von uns macht, meint sie, achja – die hätte ich ja vorher noch neu gekauft. Ich finde es echt lustig und es ist schon ein etwas komisches Gefühl, wenn ich wildfremde Leute treffe, die meinen Blog von Anfang an verfolgen. Sie wissen einfach schon so viel über mich, ohne dass ich nur den Mund aufmache.

Wir haben einen schönen Abend zu dritt. Martina wandert den E1. Sie ist in Göteborg gestartet und möchte zum Nordkap. Vielleicht laufen wir uns ja nochmal über den Weg irgendwo. Bei so netter Gesellschaft sind wir auch nicht böse, dass wir doch nicht alleine sind.

Wir stoßen, wie geplant, mit Blaubeer-Tee an und machen Pfannkuchen. Wobei es hier nicht die üblichen Pannekaker gibt. Auf der Tüte steht „Sveler Lapper“. Die sind viel süßer und schmecken uns nicht ganz so gut wie die Pannekaker. Aber zum Feiern ist es trotzdem gut!


27,4 km
7:05 h
921 hm
669 hm
1.132 m