Hier an der Ferslia Hütte hat Martin Kettler 2013 seine Norge på langs Wanderung beenden müssen, hier sein Bericht von dem Tag. Er ist bis zu den Knien im Schlamm versunken und nicht vorwärts gekommen. Damals hat es auch wochenlang geregnet vorher. Und auch sonst warnen viele vor den nächsten Tagen und erzählen von jeder Menge Sumpf. Els, die immer noch vor uns ist, schreibt, das heute ein Sumpf-Festival auf uns wartet. Da bin ich ja mal gespannt… Es geht jetzt Richtung Blåfjella-Skjækerfjella Nasjonalpark, der im Prinzip nur aus Sumpf besteht. Nach einem langen weglosen Stück trifft man erst in Nordli wieder auf Zivilisation. Daher beschließen Markus und ich, bis dahin noch zusammenzugehen.

Los geht’s relativ spät, erst gegen halb 11.

Wir gehen die Schotterstraße ein kleines Stück zurück und biegen am Wegweiser ab. Dann soll es auf einen Wanderweg gehen. Wir quatschen und quatschen und quatschen. Kommen an einem großen Felsen vorbei und quatschen weiter. Kommen an einem Abzweig für die Winterroute vorbei und quatschen weiter. Dabei laufen wir die ganze Zeit geradeaus, so wie es auf der Karte eingezeichnet ist. Denken wir… „Hey, guck mal, da ist schon wieder so eine Fläche mit großem Fels. Lustig.“, sage ich zu Markus. Als wir an einer Kreuzung stehen, drehe ich mich um, bin völlig verwirrt und muss dann laut loslachen. Das kann doch echt nicht sein! Wir sind im Kreis gelaufen und stehen wieder am ersten Abzweig. Ferslia liegt gleich da oben. So kann es gehen, wenn man ins Gespräch vertieft ist. Zum Glück waren es nur 1,5 Kilometer und eine halbe Stunde, die wir verloren haben. Dann gehen wir jetzt noch drittes Mal an dem Felsen vorbei und nehmen die Winterroute, die eigentlich unser Wanderweg ist.

Und direkt stehen wir im Sumpf und kommen sehr viel langsamer voran. Es geht auf schmalen Pfaden durch den Wald, durch Pfützen und Matsch. Aber entgegen aller Befürchtungen ist es okay. Nervig und recht anstrengend, aber wir sinken nie mehr als bis zu den Knöcheln ein. Und das auch nur selten. Wir scheinen also Glück zu haben. Selbst das Wetter ist gnädig und es bleibt trocken. Als wir höher kommen, haben wir einen schönen Blick zurück auf den See Feren.

Wir kommen an einer kleinen Schutzhütte vorbei, wo man im Notfall auch übernachten darf. Hier ist eine kleine Pause angesagt und es gibt eine Stärkung. Nur schade, dass so viele Leute ihren Müll haben liegen lassen! Den nehme ich jetzt auch nicht mit, wer weiß, in wie vielen Tagen der nächste Mülleimer kommt.

Irgendwann habe ich keine Lust mehr und bin ziemlich fertig durch das Sumpf-Stapfen. Erst als wir den Wald hinter uns lassen und über der Baumgrenze ins offene Fjell kommen, bin ich wieder motiviert und glücklich. Der Sumpf wird nicht besser, aber es ist unerwartet schön hier. Wunderschön! Grüne Wiese und Moos mit grauen, runden Felsbuckeln dazwischen. Schluchten mit Wasserfällen und sanfte Hügel. Die Landschaft ist traumhaft! Und wir sehen eine ganze Menge Moltebeeren. Sie sind nur leider noch nicht reif. Hier mache ich auch gleich wieder viel mehr Fotos, daran merkt man schon, dass ich gut drauf bin und es mir gefällt.

Gegen Ende schwinden Markus‘ Kräfte dann, aber zu zweit kann man sich ja ein bisschen motivieren und gegenseitig mitziehen. Wir wollen uns einen Zeltplatz am See suchen und finden auch eine geeignete Ebene. Markus macht Pause und ich gehe noch ein Stück weiter, um zu schauen, ob es da noch einen schöneren Platz gibt. Der wird es dann auch. Direkt am See, nur ziemlich windig. Aber so richtig viel Windschutz werden wir hier nirgendwo finden. Das allerbeste ist – heute ist Mücken-Frei! Das ist so angenehm und ich genieße es richtig, dass man sich Zeit lassen kann beim Zeltaufbau und noch draußen sitzen kann. Es wird allerdings ziemlich kühl, also essen wir zusammen bei Markus im Zelt, der genug Platz hat.

Hoffentlich kann ich gut schlafen, der Wind rüttelt schon ziemlich an den Zelten.


22,4 km
6:50 h
696 hm
480 hm
690 m