Ich bekomme nicht so viel Schlaf, vielleicht 1 oder 2 Stunden. Am liebsten wäre ich schon um 2 Uhr nachts weitergegangen, will Markus aber auch nicht einfach stehenlassen. Also liege ich da und lausche dem Wind. Ich bin echt begeistert, wie stabil mein Zelt im Wind steht. Vor allem wenn man es schafft, es mit der richtigen Seite zum Wind aufzubauen und der Wind auch nicht dreht. Am besten so, dass es mit der oberen Kante in Windrichtung steht. Dann werden die Seiten nicht so sehr eingedrückt. Obwohl ich mich relativ sicher fühle, kann ich trotzdem nicht schlafen. Naja, der Körper regeneriert ja auch, wenn ich einfach so herumliege.

Ich schreibe noch ein bisschen bis Markus fertig ist und dann geht’s um Viertel vor 10 weiter. Dick eingepackt, es ist nämlich echt kalt.

Unser erstes Ziel ist die Bellingstua für die Mittagspause. Wir gehen durchs Hegglifjellet und kommen irgendwann nach viel matschiger Wiese und nassem, summenden Wald auf die Straße nach Sandvika. Wir gehen zwischendurch nur ein paar hundert Meter entfernt von der schwedischen Grenze. Beim Gehen ist es dann doch nicht so kalt, Handschuhe und Buff kommen schnell wieder in den Rucksack.

Die Straße ist eine kurze Auszeit vom Rutschen durch den Matsch. Am Campingplatz im Ort werden wir unseren Müll los und folgen dann noch weiter der Straße anstatt direkt wieder auf den Wanderweg abzubiegen. Die Hütte liegt genau dazwischen, also kann man sich einen Weg aussuchen. 2 schnelle Straßenkilometer, dann geht’s durch den Sumpf zur Bellingstua.

Der Tagesbesuch ist sogar kostenlos für DNT-Mitglieder. Wir machen bestimmt 2 Stunden Pause, trocknen unsere Sachen und essen. Die Hütten hier in der Gegend haben alle einen extra Trockenraum, was sehr praktisch ist. Entweder mit Heizung, wenn es Strom gibt oder mit Holzofen. Da es Empfang gibt, der wahrscheinlich in nächster Zeit ziemlich selten wird, planen wir noch die nächsten Tage. Wir planen lieber mal einen Tag mehr ein, falls wir im Sumpf durchs Skjækerfjella nicht gut vorankommen. Ich schreibe Christian in Gjefsjøen noch eine E-Mail, dass wir am 14. oder 15. Juli da sind und frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit und der Gaskartusche. Er wollte mir neues Gas besorgen, was super nett ist. Meins ist nämlich fast alle, dann passt das genau. Um kurz vor 4 geht es dann aber mal weiter. Wir wollen es noch bis zum Veresvatnet schaffen.

Und wie sollte es anders sein, stapfen wir wieder durch den Matsch. Es geht über weite Ebenen mit vielen Tümpeln und Seen. Und überall wächst Wollgras, das strubbelige Gras mag ich.

Irgendwo in der Mitte kommen uns 4 Norweger mit Hund entgegen. Sie machen scheinbar eine Tageswanderung oder einfach einen Spaziergang. Sie meinen, dass wir uns an den Weg halten sollen, über die Kuppe unten am See hätten sie einen Bären mit Jungem gesehen. Oh! An den Weg halten wir uns sowieso, schauen uns aber immer wieder um, als wir einen Blick auf den See haben. Es wäre allerdings schon ziemlich außergewöhnlich, einem Bären zu begegnen. Die Bären hier sind menschenscheu und hauen eigentlich ab, wenn sie uns nur riechen. Wir können auch nirgendwo was entdecken. Wer weiß, ob das wirklich stimmte… Oder ob sie uns nur einen Bären aufbinden wollten?! Aber zumindest gibt es in dieser Region Bären, das stimmt. Es wäre schon cool, einen Bären zu sehen. Aber eigentlich auch nicht, wenn dann nur aus der Ferne. Ich bin nämlich ein richtiger Angsthase, wenn es um Begegnungen mit Tieren geht.

Der Weg ist ganz in Ordnung und die Landschaft ist schön. Ich mag diese offenen Ebenen. Sogar die Sonne schaut zwischendurch mal kurz vorbei. Unser Plan ist, unten am Veresvatnet zu zelten.

Wenn man aus der anderen Richtung kommt, wird man vor Unebenheiten im Boden gewarnt und dass es sehr rutschig sei. Klasse, haben wir noch gar nicht gemerkt. Aber dann passen wir jetzt mal besser auf 🙂

Es geht vorbei an einer Gamme, einer kleinen Schutzhütte, so wie sie die Samen bauen.

Nur die letzte lange Wiese hinunter zum See gibt uns dann den Rest. Wir sind sowieso schon ziemlich fertig und dann will der Sumpf uns nochmal richtig ärgern. Wir umgehen schlammige Tümpel und tiefe Wasserrillen.

Dann geht es zwischen hohen Tannen zum See. Es gibt auch einen ganz schönen Platz zum Zelten – theoretisch. Hier bekommt man keinen Hering in den Boden. Also geht es doch noch weiter bis zur nächsten Hütte. Das sind zum Glück nur noch 2 Kilometer über die Schotterstraße.

Als wir ankommen, ist Anna schon da. Auch eine Deutsche, die Norge på langs geht bzw. zwischendurch mit dem Bus weiterfährt. Sie hört sich gar nicht gut an und ist ziemlich erkältet, da halten wir besser ein bisschen Abstand. Sie will morgen auch erstmal in den nächsten Ort zum Arzt.

Die Veresstua gefällt mir richtig gut. Ich mag Hütten, die einen großen, offenen Raum haben, wo nicht alles zugestellt ist.

Drinnen ist es schön warm, der Ofen ist schon angeheizt und Markus und ich machen uns über eine Familienpackung Pfannkuchen her. Bis wir die aufgegessen haben, ist es plötzlich fast Mitternacht. Mein Zeitgefühl lässt mich mal wieder im Stich, es ist ja immer noch fast die ganze Nacht hell.

Da es mir aber in der Hütte zum Schlafen viel zu warm ist, baue ich mein Zelt dahinter auf und schlafe draußen. Ich mag es, im Zelt zu schlafen, da fühle ich mich wohl. Und die Übernachtung kostet dann auch nur 5 € statt 27 €. Man kann trotzdem alles nutzen und in der Hütte sitzen bis man schlafen geht. Das ist echt super!


26,3 km
6:45 h
466 hm
740 hm
707 m