Heute habe ich richtig gut geschlafen. Ich hatte ja auch noch was nachzuholen von gestern Nacht. Gestern war ich tagsüber beim Wandern echt müde die ganze Zeit. Ich hätte zwischendurch beim Gehen am liebsten die Augen zugemacht. Morgens wird es mir allerdings schnell zu warm im Zelt. Die Sonne ist nämlich wieder da! Und hat alle Wolken vertrieben. Ein wunderschöner Morgen. Ich baue mein Zelt ab und verteile alle meine Sachen auf der Veranda zum Lüften. Und setze mich mit einem Tee dazu – direkt mal die Sonne genießen. Wer weiß, wie lange sie bleibt.

Zum Frühstück machen wir Waffeln. Mal ein bisschen Abwechslung zu den Pfannkuchen. Und ich bereite schonmal eines meiner Gerichte für mittags vor. Ich habe noch einmal Kartoffelpüree mit Sauerkraut und Linsen in meinem Rucksack gefunden, da freue ich mich schon drauf. Dann mache ich es mir gemütlich und schreibe. Ich habe ja noch ein paar Tage nachzuholen und morgens bin ich im Moment am produktivsten. Ich bin sogar so gut im Flow als ich erstmal anfange, dass ich direkt von 3 Tagen schreibe. Markus hat sich nach den Waffeln auf den Weg gemacht, aber bis ich fertig bin, ist es irgendwie schon fast 14 Uhr. Dann gehe ich wohl auch mal los.

Die ersten 3 Kilometer führen zum Warmlaufen über die Schotterstraße. Neben mir Wald und dahinter der Veresvatnet, an ein paar einzelnen Höfen vorbei. Mich überholt nur das Postauto, sonst begegne ich niemandem.

Dann geht es von der Straße weg und an einem Parkplatz mit Infotafeln zum Blåfjella-Skjækerfjella Nationalpark zwischen die Bäume.

Direkt wird es wieder matschig. Um den Finntjønna herum und über eine Schotterstraße drüber. Allerdings muss ich die Straße noch ein Stück hochgehen, da der Weg viel weiter unten herauskommt als auf den Karten. Und auch mit dem Einstieg auf der anderen Seite tue ich mich etwas schwer und muss den Pfad erst suchen. Markierungen sehe ich keine, aber hinter ein paar Büschen ist ein Pfad erkennbar, den ich dann auch nehme. Ich wundere mich ein bisschen, dass so gar keine Markierungen zu sehen sind, wo das hier doch ein Wanderweg vom DNT ist. Aber ich folge weiter dem Pfad. Über Wiesen, durch Wasser und Matsch und zwischen einzelnen Baumgruppen her.

Als der Pfad dann plötzlich verschwindet, schaue ich doch mal aufs Handy. Da bin ich wohl etwas abgekommen. Der eigentliche Weg ist weiter oben, links von mir. Aber wenn ich die Wiese einfach direkt hochgehe, komme ich wieder darauf. Gesagt, getan, querfeldein und mit gelegentlichem Blick auf die Offline-Karte mache ich mich an den Anstieg. Ich muss sagen, dass dieses Stück echt gut zu gehen ist und auch nicht so sumpfig. Das ist häufig so die letzten Tage, dass man rechts oder links vom Weg viel besser laufen kann, als direkt auf dem schlammigen Weg. Später sehe ich übrigens, dass ich vorher auf dem unmarkierten Pfad zum Gipfel des Hitre Seterfjellet gelandet war. Den Weg kann man nehmen, wenn man querfeldein durchs Skjækerfjella nach Gaundalen gehen will. Aber das ist ja nicht mein Plan. War es zwar ursprünglich mal, aber irgendwann habe ich umgeplant, um den Wanderwegen zu folgen und am geografischen Mittelpunkt vorbeizugehen.

Als ich höher komme, habe ich einen schönen Blick auf mal wieder etwas höhere Berge. Die mag ich! Diese hier liegen allerdings in Schweden, da geht’s auf dieser Wanderung nicht her.

Oben auf dem Reinsmyrhøgda angekommen, finde ich auch die DNT Markierungen wieder. Der Weg ist ganz gut zu gehen. Oder vielleicht habe ich mich inzwischen so sehr an den Matsch gewöhnt, dass es mir nicht mehr so viel ausmacht. Der Himmel ist wieder bewölkt, aber es ist angenehm und bleibt trocken.

Es geht wieder runter in den Wald und über ein paar Bäche.

Bis ich dann offiziell den Nationalpark betrete.

Nach einer kleinen Hütte bei Vollaåsen freue ich mich über eine Planken-Schnellstraße. Hier kommt man super vorwärts. Bisher gab es zwar zwischendurch schon mal einzelne Bretter über sehr sumpfige Stellen, aber hier kann ich bestimmt eine Viertelstunde fast durchgängig mit trockenen Füßen laufen. Das macht Spaß.

Über die Tverråa gelange ich über diese Brücke. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte beim Drübergehen besser nicht nach unten gucken. Man hat einen sehr luftigen Blick auf den Wasserfall.

Dann geht es nochmal hoch und an vielen kleinen Seen vorbei. Danach wird die Landschaft ein bisschen felsiger, was echt gut aussieht. Ein schöner Weg.

Ich beobachte eine Herde Rentiere, die flüchtet, als die Tiere mich sehen. Und gehe zwischen Schafen her, die in der Sonne liegen oder grasen. Irgendwann habe ich dann endlich einen Blick ins nächste Tal, das Skjækerdalen. Jetzt ist es fast geschafft.

Nur noch ein Stück den Hang hinab und durch den Wald. Die Hütte kann nicht mehr weit sein. Es ist allerdings eine Überraschungs-Hütte, die so zwischen den Bäumen versteckt ist, dass man sie erst sieht, wenn man fast davor steht. Zumindest wenn man von oben kommt. 20:30 Uhr, Ziel erreicht – die Skjækerdalshytta.

Wie man das ausspricht? „Schjäkerdal“ und ganz viel nuscheln dabei passt schon.

Markus ist schon da und auch noch eine Norwegerin, die allerdings gar nicht gesprächig ist. Spät am Abend kommt Daniel dazu, den wir ja in Meråker im Supermarkt schon getroffen haben. Kamin anheizen, Schuhe zum Trocknen davor stellen, essen, ein bisschen herumsitzen, die Füße hochlegen, noch was Warmes trinken und dann geht’s ins Bett. Ein typischer Hüttenabend.


21,2 km
5:05 h
621 hm
627 hm
585 m