Da es heute wieder ein kurzer Tag wird mit 20 Kilometern über die Straße, bin ich nicht besonders motiviert früh loszugehen. Da brauche ich maximal 4 Stunden Gehzeit. Also liege ich ewig herum, schreibe, esse und telefoniere. Es ist fast halb 1 als ich mich dann mal auf den Weg mache. Und zwar superglücklich über das Wetter. Da kann ich endlich wieder in kurzen Sachen gehen und Sonne an meine Haut lassen. Dafür sprühe ich mich auch von oben bis unten mit Mückenschutzmittel ein. Heute will ich nicht meine Regensachen überziehen und darunter schwitzen.

Der Weg ist nichts besonderes. Eben die Schotterstraße entlang. Autos begegne ich nicht vielen. Meine erste Mission ist es, Wasser zu finden. Meine Flasche ist leer und ich habe so einen Durst. Nach 1,5 Kilometern komme ich an einem Bach vorbei. Das Ufer ist an beiden Seiten aber sehr steil und zugewuchert. Da komme ich nicht ran ans Wasser. Erst nach fast 4 Kilometern kann ich mein Wasser in Tunnsjøsenter am Fluss auffüllen. Wobei das Wasser auch so tief unter mir ist, dass ich mich richtig strecken muss. Dabei verliere ich kurz das Gleichgewicht und bin froh, dass mein rechter Fuß unter einer Wurzel klemmt und mich vor einem kalten Bad bewahrt.

Nach Limingen geht es zig steile Kurven den Berg hinauf. Es ist anstrengend, aber ich genieße das Wetter so sehr.

Oben angekommen gibt es bei Limingruet eine kleine, offene Hütte und ein Plumpsklo. Markus hat mir schon eine Nachricht geschickt, als er heute morgen hier Pause gemacht hat. Ich verfolge ihn heute, werde ihn aber wohl noch nicht einholen. Er wollte gerne so weit gehen, dass er morgen nur noch einen kurzen Tag hat mit 15 Kilometern und früh in Røyrvik ankommt. Mir ist mehr nach 2 mal 20 Kilometern zumute.

An der schönen Hütte mache ich Pause. Ich schaue aber nur mal kurz rein und setze mich dann lieber davor in die Sonne. Es sind keine Mücken, Knots oder Bremsen unterwegs – einfach herrlich!

Dann geht es den Berg wieder runter und zum riesigen See Limingen. Zwischen den Bäumen kann ich ihn auf dem Weg nach unten schon mal kurz sehen.

Am See angekommen finde ich ein paar Meter von der Straße diesen kleinen Kiesstrand und mache gleich nochmal Pause. So einen Platz würde ich gerne zum Zelten finden später. Die Pause fällt dann doch kurz aus, damit ich eher mein Zelt aufbauen und noch die Sonne genießen und eventuell in den See springen kann.

Es geht allerdings etwas weg vom See. Die Straße führt oberhalb entlang und ich finde keine Stelle mehr, wo ich direkt ans Wasser komme.

Markus meldet sich nochmal und schickt mir seine Koordinaten vom Zeltplatz. So weit gehe ich jetzt nicht mehr, aber dann kann ich ihn ja morgen früh abholen und wir können den Rest nach Røyrvik zusammen gehen. Von ihm aus sind es nur noch 12 Kilometer. Er schreibt allerdings auch, dass es schwer war einen Platz zu finden. Ich habe jetzt fast 20 Kilometer hinter mir, dann fange ich besser schonmal an, Ausschau zu halten. Rechts und links von der Straße ist dichter Wald und es ist recht steil. Ich möchte so gerne runter zum See, dafür ist heute einfach der perfekte Tag bei dem Sommerwetter.

Ein ganzes Stück weiter ist links an der Straße eine kleine Bucht, von der eine ziemlich zugewucherte Traktorspur in den Wald führt – Richtung See. Es könnte natürlich sein, dass sie vorher endet oder ich unten am Wasser gar nicht mein Zelt aufstellen kann, aber einen Versuch ist es wert. Ich ziehe meine Regenhose als Pflanzenschutz über und mache mich an den Abstieg. Die Reifenspuren sind nass und matschig und ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche. Nach 500 Metern stehe ich tatsächlich direkt am Ufer des Sees. Allerdings ist hier kein Platz für ein Zelt. Vielleicht kann ich einfach ohne Zelt auf den großen Felsen schlafen, wenn es trocken bleibt. Allerdings werde ich von Knots umzingelt als ich da stehe und überlege. Dann ist das blöd. Ich klettere über die Felsen, um um die Ecke zu schauen, wie das Ufer ein Stück weiter aussieht. Und entdecke meinen Traum-Platz. Ein schmaler Kieselstrand mit perfekter Aussicht. Hoffentlich halten die Heringe irgendwie, hier möchte ich bleiben.

Ich rufe das Wetter über meinen Notfallsender ab, Empfang habe ich nicht. Es soll fast windstill und trocken bleiben. Das ist schonmal gut. Ich schiebe den Kies mit meinen Schuhen hin und her bis ich eine Ebene habe, wo ich drauf liegen kann. Die Heringe halten in dem steinigen Boden überhaupt nicht, aber es gibt genug dicke Steine zum beschweren.

Inzwischen ist auch ein leichter Wind aufgekommen und verscheucht die Knots. Perfekt, dann kann ich ja noch draußen sitzen. Eigentlich wäre hier auch eine super Stelle, um ein Lagerfeuer zu machen. Es liegt ganz viel Holz herum, dass ich nutzen kann. Ich kann ja mal meine Feuer-Mach-Fähigkeiten testen, die Markus mir auf den Hütten beigebracht hat. Der nützlichste Tipp ist, die Birkenrinde als Anmacher zu verwenden. Davon gibt es hier genug. Ich pule sie von ein paar Ästen ab, lege einen Kreis aus Steinen und türme das Holz auf. Es funktioniert! Ich lasse es aber gar nicht so lange brennen, es ist ja hell und warm. Ich wollte es nur mal ausprobieren, ich habe noch nie alleine ein Feuer gemacht vorher.

Ich liege lange draußen in der Sonne und träume vor mich hin.

Ich bin trotz kurzem Tag aber ziemlich müde und so geht es schon gegen 8 Uhr ins Bett.


22,7 km
4:25 h
496 hm
480 hm
593 m