Heute geht es hoch ins Steinerne Meer, welches genauso wie das Hochkönig-Massiv zu den Berchtesgadener Alpen gehört. Es liegt teils in Bayern, teils in Salzburg. Das Riemannhaus wurde mir aufgrund seiner besonderen Lage empfohlen. Deswegen möchte ich auch gerne dort übernachten, statt im Ingolstädter Haus. Ich habe zwar noch keine Antwort auf meine E-Mail bekommen, ob heute noch ein Platz im Lager frei ist, aber es liegt ja sowieso auf meinem Weg. Also geht’s um kurz nach 7 Uhr los.

Ich bin so froh, dass ich gestern dann früh schlafen und ausruhen konnte. Heute fühle ich mich schon wieder besser und bereit für den Anstieg. Wobei ich auch nicht böse bin, dass ich dann wahrscheinlich mittags schon da bin und es wieder ein kurzer Tag ist. Vielleicht sollte ich bald mal 2 Pausentage hintereinander einlegen, um meine Batterien wieder voll aufzuladen. Manchmal ist es auch nur eine Kopfsache und so sehr ich das Wandern liebe, glaubt nicht, dass ich nicht auch bei steilen Passagen, ob bergauf oder bergab, schwitze und mich quäle. Das ist für mich auch kein Sonntagsspaziergang bei den ganzen Höhenmetern, auch wenn ich inzwischen einiges mehr an Kondition aufgebaut habe. Aber das ändert nichts daran, dass ich es immer wieder machen werde. Man wird ja schließlich belohnt für die Anstrengung. Oben angekommen habe ich genauso ein breites Grinsen im Gesicht, als wenn ich gerade einen Halbmarathon in einer super Zeit gelaufen wäre.

Draußen ist es grau und nass. Ich gehe durch den Ort, über den Grießbach und folge der Straße an den letzten Häusern vorbei. Es geht erst leicht bergauf, später wird es steiler. Gut zum Warmlaufen. Allerdings ist der Weg lange recht langweilig. Bis zum Anfang der Materialseilbahn geht es eine Schotterstraße hinauf. Bis zum Wanderparkplatz ziemlich gerade, dann in weiten Serpentinen. Und da es nebelig und bewölkt ist, kann ich mich auch nicht an einer schönen Aussicht erfreuen. Also stecke ich mir Musik in die Ohren und stapfe langsam den Berg rauf.

Auf den letzten 2 Kilometern wird der Weg dann spannender. Es geht auf einem schmalen Pfad durch Latschen und wird schnell felsiger. Ich gehe an Seilsicherungen über schmale Kanten am Fels und steige hohe Felsstufen hinauf. Diese hohen Tritte sind besonders anstrengend.

Kurz lassen die Wolken einen Blick auf die Felsen um mich herum zu. So schön ist es hier also. Dann ist wieder alles weiß.

Schon fast am Ziel angekommen, geht es über einen schmalen grasbewachsenen Grat. Wie steil es auf beiden Seiten hinunter geht, kann ich nur ahnen.

Dann noch einige Stufen hinauf und am Seil entlang. Hier kommen mir ein paar Leute entgegen, die letzte Nacht im Riemannhaus geschlafen haben und jetzt absteigen. Wenn ich das schon sehe, wie unsichere und augenscheinlich sehr unerfahrene Wanderer sich mit zitternden Beinen am Seil festklammern und trotzdem noch meinen, ihre Trekkingstöcke mit einer Hand festhalten zu müssen, bekomme ich die Krise. Die beiden Frauen sind aber dankbar für meinen Tipp und packen die Stöcke weg, damit sie sich mit beiden Händen festhalten können. Auf solchen Steigen sind die Stöcke, finde ich, mehr gefährlich als hilfreich.

Ich habe Glück, dass die Sicht nochmal kurz ein wenig besser wird. Juchhu, Hütte in Sicht. Dort steht das Riemannhaus, mitten in der Ramseider Scharte zwischen Breithorn und Sommerstein.

Ob ich hier schlafen kann oder nicht, eine Pause gibt es auf jeden Fall. Ich habe aber Glück und es sind noch genügend Schlafplätze frei. Aufgrund des schlechten Wetters gab es zig Stornierungen. Heute Morgen kam auch schon die Zusage per Mail, aber ich hatte mein Handy im Flugmodus. Das mache ich meist unterwegs so, um Akku zu sparen. Ich sage also noch kurz im Ingolstädter Haus Bescheid, dass ich hier bleibe und dann mache ich es mir in der Stube bequem. Ich sitze bei einer super leckeren Kaspressknödelsuppe am Fenster und hoffe, dass es vielleicht doch nochmal aufklart. Tut es irgendwann auch, für ganze 2 Minuten. Na wenigstens kann ich mir so vorstellen, wie genial der Blick von hier sonst ist.

Den Nachmittag über quatsche ich mit den Leuten am Nachbartisch und schreibe noch den Hochkönig-Bericht. Ich hänge gerade ein bisschen hinterher. Aber die letzten Tage war ich abends viel zu müde.

Es ist ganz lustig, man erkennt direkt alle Leute, die vom Kärlingerhaus hier rüber kommen. Die Hütte liegt auf der deutschen Seite und anscheinend muss man dort noch einen Mundschutz tragen. Ich bin mit den Regeln nicht so auf dem Laufenden, aber bin inzwischen daran gewöhnt, dass ich meinen Mundschutz nur noch brauche, wenn ich im Tal mal irgendwo in einen Supermarkt gehe.

Ich schlafe alleine in einem 10er Lager. Ich lege mich wieder recht früh hin und höre mein Hörspiel weiter. Essen, dicht gefolgt von Liegen und die Beine ausstrecken nach dem Wandern ist einfach das Beste.


10,1 km
3:40 h
1322 hm
3 hm
2177 m