Heute steht eine kurze Etappe an. Das ist aber auch ganz schön, ich merke meine Beine ein bisschen. Ich hoffe, dass ich bald mal wieder ein bisschen Empfang habe, ich habe nämlich nur noch bis morgen Übernachtungen reserviert und würde echt gerne danach einen Tag Pause einplanen.

Das Wetter ist perfekt. Sonnig, aber nicht so heiß. Von der Hütte geht es erstmal über einen Wiesenpfad nur leicht hoch. Gut zum Warmlaufen.

Dann über ein Geröllfeld, bevor der Weg anspruchsvoller wird. Über große Felsblöcke geht es in Kehren mit ein bisschen Kletterei hoch zur Schieferscharte.

Ich bin heute echt langsam unterwegs. Henk holt mich ein und wir quatschen ein bisschen bis es ihm zu kalt wird mit dem Wind. Auch Markus und Finn überholen mich. Wir scherzen alle ein bisschen rum, dass es heute ja nur ein kleiner Wochenend-Spaziergang ist.

Von der Scharte geht es über den Grat weiter hoch zur Großbergspitze.

Der Weg ist wieder richtig schön. Rechts und links geht es steil hinab. Der Gratweg führt über die Felsen und mal rechts oder links am Abhang entlang.

Auf der Großbergspitze mache ich mit Markus und Finn zusammen Pause. Sie bieten mir etwas von ihrem Apfel-Zimt-Porridge an. Lecker, mal ein bisschen Abwechslung. Es ist echt nett mit den beiden, wir quatschen über das Wandern, meine Tour, Ausrüstung und ihre bisherigen Reisen. Sie sind große Südamerika-Fans und sind dort schon viel herum gekommen.

Den weiteren Weg gehen wir dann auch zusammen. Über den Grat geht es ein Stückchen runter und weiter zum Großbergkopf.

Zurück haben wir einen super Blick auf den Grat, auf dem wir hergekommen sind.

Der Weg ist wieder traumhaft schön heute. Und auch die Landschaft und die Ausblicke. Es gibt ein paar kleine Kletterstellen mit Seilsicherung, die aber alle gut machbar sind.

Hier noch mehr schöne Blicke. Unter uns liegt die Großbergalm.

Wir bleiben immer wieder kurz stehen, um den Ausblick zu genießen oder zu quatschen. Ganz entspannt eben.

Weiter geht es zur Seescharte. Der Weg geht ewig über diesen Geröllhang.

Hinten links der Gipfel der Silberspitze gefällt mir gut, ganz schmal und spitz.

Nach kurzer Kletterei hoch zur Seescharte zwischen dem Seeschartenkopf und der Seeschartenspitze haben wir einen neuen phänomenalen Ausblick. Zwischen den grauen Felsen leuchten die beiden Seen, der Mittlere und Obere Seewisee, ganz türkis.

Am Seil geht es steil ein paar Felsen hinab, dann wieder lange über ein Geröllfeld. Erst gerade, dann in Kehren runter. Finn rutscht einmal ab auf den losen Steinen, kann sich aber zum Glück festhalten.

Hier kommen uns recht viele Wanderer entgegen. Auf dem Stück vor der Seescharte bis zur Memminger Hütte verläuft auch der Europäische Fernwanderweg E5. Die wahrscheinlich beliebteste Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran. Der Weg ist ziemlich überlaufen und jede Bergschule in Oberstdorf bietet im Sommer zig geführte Touren an. Inzwischen sogar als Luxus-Wanderung mit Gepäck-Transport. Gut, dass ich den Weg hier nur kurz kreuze, auf so viele Leute in den Bergen habe ich keine Lust. Die meisten sehen aus, als wären sie gerade direkt aus dem Sportgeschäft los gewandert, komplett neu eingekleidet, mit riesigen Rucksäcken und die Ausrüstung noch nie benutzt. Natürlich sollen sie lieber wandern gehen, als Zuhause auf der Couch zu sitzen, aber mich reizt so ein Weg überhaupt nicht. Ich mag die Ruhe in den Bergen und einsame Wege und Gipfel.

Wir gehen über große Steine weiter hinab. Die Erde neben dem Pfad ist komplett durchlöchert von den Spitzen der Trekkingstöcke. Daran sieht man, wie hoch frequentiert die Strecke ist.

Über die Wiese geht es dann flach um den Unteren Seewisee herum. Die Hütte liegt direkt dahinter, es ist also nicht mehr weit. Heute möchte ich gerne reinspringen ins Wasser. Markus ist dabei, Finn ist das zu kalt. Wir suchen uns eine schöne Stelle am Ufer. Leider ist es inzwischen ziemlich bewölkt und die Sonne kommt nur noch selten und kurz durch ein Wolkenloch. Ich friere schon bevor ich ins Wasser gehe. Ich schaffe es ein paar Züge zu schwimmen, aber es ist eisig kalt. Die Muskeln ziehen sich zusammen und es piekst schon auf der Haut. Also schnell wieder raus und warm einpacken. Markus ist aber ganz froh, dass ich dabei bin, alleine wäre er nicht ins Wasser gesprungen.

Da es erst Mittag ist, machen wir hier noch ein bisschen Pause und essen was. Ich schmeiße den Gaskocher an und freue mich über was warmes zu essen. Markus und Finn sind ganz begeistert von meinen selbstgemachten Fertigmahlzeiten und Finn ist nicht der erste, der mich fragt, ob ich dazu ein Rezeptbuch veröffentliche. Wenn ich wieder Zuhause bin, gibt es hier auf dem Blog ein paar Rezepte, das hatte ich ja schon angekündigt.

Zur Hütte sind es dann nur noch ein paar Minuten. Wir schlafen in der Memminger Hütte auf 2242 Meter Höhe. Als ich mich anmelde, fragt der Hüttenwirt mich doch tatsächlich, ob ich meinen Rucksack selber hochgetragen habe. Ich muss ihn angucken wie ein Auto, es fangen alle an zu lachen.

Henk ist auch schon da und zusammen mit Markus und Finn sitzen wir in der Stube und haben einen echt schönen Nachmittag und Abend. Es ist rappelvoll und sogar Abendessen gibt es hier in zwei Schichten. Aber lecker ist es, zur Abwechslung gibt es heute mal Linseneintopf mit Reis für die Vegetarier.

Auch das Lager ist voll belegt und bis nach 11 Uhr rennen noch Leute herum und es werden Türen geknallt. Ich lege mich auf meine Matratze und schreibe noch recht lange. Das leidet gerade etwas bei der netten Gesellschaft, die ich jeden Abend habe. Aber da ich sowieso keinen Empfang zum Hochladen habe, macht das ja nichts.


7,2 km
3:40 h
703 hm
600 hm
2615 m