Endlich wird es hell. Ich liege schon lange wach und warte auf die ersten Sonnenstrahlen.
Zum Frühstück gibt es wieder Porridge mit Banane. Frank, der deutsche Radfahrer, setzt sich zu mir und der Franzose bietet mir Kaffee an. Da Frank morgen abreist und noch eine ganze Menge Wasser übrig hat, schenkt er mir 1,5 Liter. Super! Außerdem überlässt er mir seine Wanderkarte. Das ist klasse, jetzt habe ich eine richtige Wanderkarte und nicht nur so eine kleine Übersichtskarte aus der Touristinformation.
Bevor ich aufbreche, möchte ich noch einen Geocache ganz in der Nähe finden. Meinen Rucksack verstecke ich hinter einem Felsen und nehme nur Handy und Kamera mit. Ich klettere etwa 10 Minuten über Lava-Gebilde, direkt am Wasser entlang. Mein Ziel ist eine Höhle mit großem Felsbogen. Ein richtig schöner Ort! Zwar finde ich den Cache nicht, aber es hat sich trotzdem gelohnt. Für mein Foto taucht sogar noch ein Regenbogen im Hintergrund auf.
Ich schaue mir den Felsbogen noch aus der Nähe an und klettere ein bisschen herum.
Zurück bei meinem Rucksack schultere ich diesen und mache mich auf den Weg den Berg hinauf. Vor mir liegen über 1.000 Höhenmeter Anstieg. Laut Schild braucht man zum Dorf El Pinar 3 Stunden. Die ersten Meter muss ich wieder der Straße folgen, über die ich gestern hergekommen bin.
Die Leute aus der Gruppe, die einen Ort für ihr Rainbow Gathering suchen, machen sich wohl auch gerade auf den Weg. Ihnen gehören die ganzen Autos, über die ich mich gestern gewundert habe. Das erste Auto hält kurz neben mir an. Mir wird gesagt, dass sie keinen Platz mehr haben, sonst würden sie mich mitnehmen. Nach 2 weiteren Kehren, hält das nächste Auto mit 5 Leuten neben mir und bietet mir einen Platz an. Dabei ist das Auto auch schon voll. Aber mir ist heiß, ich mache mir etwas Gedanken über die ganzen Höhenmeter und ohne viel Nachzudenken, nehme ich ihr Angebot an. Also wird mein Rucksack im Kofferraum verstaut und wir quetschen uns zu Viert auf die Rückbank.
Alle singen laut mit zur Musik, lachen und sind fröhlich. Ich erfahre ein bisschen mehr über ihr geplantes Rainbow Gathering. Es sei ein Treffen von Leuten, die in der Natur leben. Wie auch diese 5, sie würden einfach draußen leben. Ich finde das spannend und hätte gerne noch viel mehr gefragt. Aber so lang ist unsere Fahrt nicht.
Sie nehmen mich mit bis zum Markt nach El Pinar. Der Markt besteht aus 5 Ständen in kleinen Garagen. Beim Obst- und Gemüsestand kaufe ich frische Avocado, Paprika und Möhren, für insgesamt nur 2,20 €. Dann möchte ich schnell noch in den Supermarkt, da Frank mir gesagt hatte, dass dieser samstags um halb 1 schließt. Also ist es gut, dass ich mitgenommen wurde. Eine Frau erzählt mir, dass der Supermarkt um die Ecke nicht gut sei. Sie hätte dort Brötchen gekauft und eine Lebensmittelvergiftung bekommen. Wenn das mal nicht ein bisschen dramatisiert ist. Was soll’s, da mache ich mir nicht weiter Gedanken drüber. Da Frank mir gesagt hatte, dass es zwei Supermärkte gibt, nehme ich den anderen. Das wird dann auch der sein, wo es frisches Baguette gibt. Den Tipp hat er mich auch gegeben. Also gehe ich in die andere Richtung, lasse mich von meinem Handy führen und kaufe für die nächsten Tage ein.
In der Nähe gibt es einen Aussichtpunkt, Mirador de Tanajara. Dort ist ein weiterer Geocache versteckt. Ich finde ihn und verstecke mich schnell wieder hinter einer Mauer vor dem starken und eisigen Wind. Ich habe ganz guten Empfang hier oben und freue mich darüber, endlich mit Mapa und Papa telefonieren zu können.
Dann mache ich mich auf den Weg Richtung Campingplatz, nach Hoya del Morcillo. Die Wanderwege führen sowieso dort her, dann habe ich einen Schlafplatz. Ich gehe vorbei an pink blühenden Mandelbäumen. Das sieht gut aus. Im Wald duftet es stark und richtig gut nach Kiefern. Der Campingplatz liegt mitten in diesem lichten Kiefernwald, mit ganz vielen sonnigen Flecken. Das gefällt mir. Allerdings bin ich nun auf 1.015 Metern Höhe und es ist deutlich kälter und windiger als unten am Meer.
Es ist kein Mensch da. Niemand, wo ich mich anmelden könnte. Ich warte ein bisschen und stelle dann mein Zelt zu den anderen 5 Zelten, die verteilt zwischen den Bäumen stehen. Ich schaue mich um und entdecke Duschen, Klohäuschen, Grillstellen, einen Spielplatz und einen Bolzplatz. Der Platz ist riesig. Bei meinem Rundgang treffe ich ein deutsches Mädchen mit ihrer kleinen Tochter. Sie ist eine Freundin der Natur-Truppe und treffe sich morgen mit den anderen.
Ich suche mir ein sonniges Plätzchen, koche Tee und esse Kekse. Dem Kind gebe ich auch was ab, nachdem ihre Mama meine Vollkornkekse für gut befindet. Wir unterhalten uns ein bisschen. Dann lehne ich mich an einen Baum und fange an zu schreiben. Leider wird mir das schnell zu kalt und ich flüchte ins windgeschützte Zelt.
Nach einiger Zeit fange ich wieder an zu frieren. Meine Uhr zeigt nur noch 11 Grad an. Ich ziehe lange Unterwäsche und noch eine Lage Klamotten an und sitze nun mit Mütze und Handschuhen in meinem Schlafsack. Ich freue mich auf mein Essen. Heute gibt es Avodaco-Baguette. Das schmeckt gut!