Heute ist der erste Morgen, wo ich gar keine Lust habe auf Weitergehen. Wieder ein später Start, ich lasse mir Zeit beim Packen und im nächsten Ort gehe ich erstmal einkaufen. Dann kann ich mich den ganzen Tag schon auf die Champignons freuen, die es abends zu den Linsen gibt.

Nachdem ich eine halbe Stunde so vor mich hin getrottet bin, verfliegt zum Glück meine Unlust. Ich genieße das Gehen wieder richtig. Vielleicht musste ich mich heute erst warmlaufen.

Ich gehe zwar zum nächsten Etappenziel des E1, nach Eutin, aber wähle wieder einen direkteren Weg. Nur zwischendurch gehe ich immer mal wieder ein Stück auf dem E1. Die ganzen zusätzlichen Schlenker lasse ich weg.

Das wäre vielleicht auch nochmal ein Projekt, den E1 zu wandern, die Wege sind echt total schön. Aber das ist aktuell ja nicht mein Ziel. Irgendwann will ich schließlich auch im Süden ankommen.

Seit gestern gehe ich durch die Holsteiner Schweiz. Hier liegt ein großer See neben dem nächsten. Da es zig regionale Wanderwege gibt, kann man der Straße auch gut ausweichen. Heute geht es viel durch den Wald und an den Seen entlang. Mal breite Forstwege, mal schmale Pfade. Hier treffe ich sogar mal auf ein paar mehr Radfahrer und Spaziergänger.

Mittagspause mache ich am Dieksee. Während ich dort sitze, fängt es an zu regnen. Unter dem Blätterdach der Bäume sitze ich aber im Trockenen und kann die Regentropfen auf dem See beobachten.

Das ändert sich allerdings nach ein paar Minuten. Es fängt richtig an zu schütten. Schnell die Regenjacke an und die Regenhülle über den Rucksack gezogen.

Ich bin trotzdem nach ein paar Minuten klitschnass. Der erste starke Regen seit ich unterwegs bin. Dafür jetzt aber richtig. Meine Schuhe sind zwar dicht, aber von oben läuft das Wasser rein. Selbst für die Regenjacke ist es irgendwann zu viel, mein T-Shirt ist auch komplett nass. So stapfe ich also im Regen durch den Wald. Das Natur-Tretbecken brauche ich jetzt nicht mehr, da das Wasser schon in meinen Schuhen steht.

Bis zum Campingplatz ist es nur noch eine Stunde. Kurz vorher muss ich nochmal umdrehen und einen anderen Weg nehmen. Der schmale Pfad im Wald wird immer schmaler und ist irgendwann ziemlich zugewuchert mit Dornengestrüpp. Ohne große Heckenschere ist da kein Durchkommen!

Stehenbleiben ist hier auch schwierig. Es gibt tausende Mücken hier im Wald. Ziemlich große, andere Mücken als man sonst sieht. Sobald ich stehen bleibe, sitzen 20 Mücken auf meinen Beinen. Solange ich mich bewege, geht es. Am Ende des Tages komme ich mit 5 Stichen davon.

Ich bin schon gegen 14:30 Uhr am Campingplatz und freue mich auf einen entspannten Nachmittag. Die Inhaber sind richtig nett und hilfsbereit, sie geben mir alte Zeitung, damit ich meine Schuhe ausstopfen kann und hängen meine tropfenden Sachen bei sich im Haus auf. Ich hoffe, ich kann morgen dann in trockenen Schuhen weitergehen.

Der Campingplatz ist echt schön gelegen, man hat einen super Blick auf den Kellersee.

Ich sitze nachmittags auf der Terrasse und plane die nächsten Tage. Es wird Zeit, mich von der Ostsee zu trennen und Richtung Süden zu gehen. Ich habe mich wohl ein bisschen „verlaufen” hier an der Küste. Aber es hat sich gelohnt!

Vorhin habe ich mir dann die Sauna (was ein Luxus) anstellen lassen und mir ganz viel Entspannung gegönnt. Das tat richtig gut.

Ich bin überrascht, als ich 2 bekannte Gesichter entdecke. Neben mir bauen Olaf und sein 14-jähriger Sohn Marlon ihr Zelt auf. Ich habe die beiden gestern auf dem letzten Stück zum Campingplatz getroffen. Sie radeln den Mönchsweg bis nach Puttgarden. Wir sitzen noch lange zusammen und quatschen. Olaf wohnt in Hamburg, ist auch schon den Olavsweg in Norwegen gegangen und ist Marathon-Läufer. Er hat noch ein paar große Ziele in den nächsten Jahren.

Irgendwann werden es zu viele Mücken und wir fliehen in die Zelte. Es ist sowieso schon spät, Zeit zu schlafen.


13,9 km
2:55 h
117 hm
110 hm
71 m