Ich habe letzte Nacht nicht so gut schlafen können. Meine Füße haben ziemlich gepocht. Dafür liege ich heute lange im Schlafsack und komme erst um 10:30 Uhr los. Aber immer noch genug Zeit, um die 20 Kilometer nach Medelby entspannt zu schaffen.

Meine Füße fühlen sich ein wenig besser an, Blasenpflaster müssen reichen für heute. Also alles zusammengepackt und noch ein Startfoto an diesem schönen Ort.

Mal sehen, ob es im nächsten Ort eine Apotheke gibt. Und einkaufen muss ich auch. Der Weg führt weiter an der Straße lang. Ich freue mich schon, wenn es neben der Straße einen kleinen Fußweg gibt. Ich habe inzwischen herausgefunden, dass die Autofahrer einen großen Bogen um mich machen, wenn ich auf der Straße am Rand gehe. Sobald ich aber daneben im Gras gehe, fahren sie einfach dicht an mir vorbei.

Bis zum nächsten Ort, nach Ladelund, brauche ich 2 Stunden. Im Supermarkt frage ich nach einer Apotheke, aber die nächste ist in dem Ort, wo ich gestern war, die habe ich wohl verpasst. Dann kaufe ich halt nur ein bisschen Verpflegung, Äpfel, Möhren und für mein Abendessen Zucchini zu den Linsen, die ich noch habe.

Da vor dem Supermarkt an der Wand ein bisschen Schatten ist, beschließe ich hier Pause zu machen. Schuhe aus und auf dem Boden gemütlich gemacht. Die Leute, die hier parken, um einkaufen zu gehen, grüßen freundlich, ein paar fragen neugierig, was ich mache, andere starren mich an wie im Zoo. Ein kleines Mädchen fragt, wieso ich da ohne Schuhe sitze.

Es dauert nicht lange, da setzt sich ein älterer Herr zu mir. Nachdem ich ihm von mir erzählt habe, erzählt er mir eine Geschichte von einem Radfahrer, der komplett Europa umrundet hat und den er dann hier im Ort an der Kirche getroffen hat. Das ist schon ein paar Jahre her, aber die beiden sind gute Freunde geworden. Eine spannende Pausen-Unterhaltung.

Ich bekomme den Tipp, dass man an Kirchen und Schulen immer gut sein Trinkwasser nachfüllen kann. Der Herr erzählt mir dann noch ganz stolz, dass dieser Ort sogar einen kleinen Campingplatz und ein Freibad hat. Wenn ich da einmal war, würde ich immer wiederkommen. Er könne auch den Schlüssel zum Dorfmuseum besorgen, wenn ich mir das angucken wollte, er kenne die Leute hier im Dorf. Einen Schlafplatz könne er mir auch anbieten.

Dann lässt er mich aber doch weiterziehen, damit ich meinen Campingplatz für die Nacht noch erreiche. Meine Füße fangen schon wieder an wehzutun. Weiter geht‘s an der Straße lang.

Heute ist wohl der Tag der Begegnungen. Das Auto, das mir entgegenkommt, wird immer langsamer und hält neben mir an. Darin sitzen Frank, ein gelernter Landwirt, der jetzt den Schulbus hier fährt und seine lettische Frau, Mathilda. Später erfahre ich, dass er mich schon gesehen hatte und dann seine Frau gebeten hat nochmal mitzukommen, damit ich mir keine Gedanken mache, dass mich ein Mann alleine anquatscht.

Da man hier oben nicht wandern gehe („Das ist eher so was Bayerisches”), mussten sie mich einfach fragen, was ich hier mache und laden mich zu einer Tasse Kaffee ein. Sie wohnen 400m weiter auf einem Hof. Ich möchte zwar eigentlich kein Auto fahren, aber da es nur so kurz ist und in die Richtung, wo ich herkomme, steige ich ein. Außerdem kann ich dann später von deren Hof aus einen Schleichweg gehen. Ich überspringe also keine Strecke. Frank malt mir sogar noch den Weg auf und sie begleiten mich ein Stück.

Sie wohnen zu zweit in einem 420 qm großen Bauernhaus und haben 12 ha Land. Das ist aber anscheinend wenig für diese Gegend, die meisten Leute haben eher 20 ha. Was für eine andere Welt hier oben.

Wir sitzen gemütlich am Tisch und unterhalten uns richtig nett. Sie sind begeistert von meinen Erlebnissen und Vorhaben und haben auch selbst einiges zu erzählen.

Bevor ich weiterziehe, zeigen sie mir noch den Garten. Aus den Hochbeeten darf ich mir frische, knackige Erbsen und süße Erdbeeren mitnehmen. Ein Festessen, so super lecker!

Dann zeigt Frank mir noch ganz stolz seine selbstgebaute, afrikanische Hütte. Da sie noch nie in Afrika waren, hat er beschlossen, selbst eine Hütte in afrikanischem Stil zu bauen und so ein Stück Afrika hierher zu holen. Aus altem Holz und nur natürlichen Materialien, keine Schrauben oder ähnliches. Aber natürlich mit Reetdach, damit es auch hierhin passt.

So liebe Menschen die beiden. Auch hier bekomme ich noch einen Schlafplatz angeboten. Wenn ich mal wieder in der Gegend bin, soll ich einfach vorbeikommen. Sie verabschieden mich mit einer herzlichen Umarmung und ich gehe mit einem breiten Grinsen weiter. Ein richtig schönes Erlebnis.

Mir haben zwar vorher schon Leute von der Gastfreundschaft erzählt, auf die ich wahrscheinlich treffen werde bei meiner Tour, aber damit habe ich trotzdem nicht gerechnet. Ich bin doch erst 4 Tage unterwegs und habe jetzt schon so viel erlebt. Das kann ja noch was werden in 3 Monaten!

Zum Glück muss ich die letzten 6 Kilometer jetzt nicht mehr an der Straße lang. Es ist ein bisschen abgekühlt und regnet immer wieder kurz.

Dann endlich ist das Ziel erreicht, der Campingplatz „Camping Mitte“ in Medelby. Die Besitzerin ist zwar nicht gerade freundlich, aber ich bin die einzige mit Zelt, habe Platz und freue mich riesig auf eine kalte Dusche.

Schade, dass ich abends immer so kaputt bin, hier auf dem Platz gibt es ein Hallenbad, Freibad, ein riesiges Hüpfkissen und Abenteuerspielplätze. Ich lege aber lieber die Füße hoch und entspanne, bevor es morgen früh weiter geht.


17,1 km
4:20 h
19 hm
16 hm
29 m