Der Abend gestern war dann doch noch richtig schön. Wir waren zu siebt auf der Hütte, 3 Pärchen und ich. Wir haben uns alle gut unterhalten und mit Jakob und Magdalena habe ich nach dem Essen draußen gesessen und Kniffel gespielt.
Heute Morgen gehe ich gegen 8 Uhr los. Mitten rein in den Nebel. Bis auf die nächsten paar Meter meines Weges sehe ich gar nichts.
Es geht über die Kuhweide ein Stückchen hinunter, dann auf einem breiten Schotterweg hoch Richtung Engeratsgundsee. Bald geht ein schmaler Pfad ab, über Wurzeln und Felsen. Links von mir kann ich zwischendurch eine steile Felswand erahnen, rechts
geht es den Abhang runter.
Und dann klart es kurz auf. Was ein schöner Anblick! Das ist einer der Gründe, wieso ich es in den Bergen so sehr liebe. Nirgendwo sonst hat man dieses Wolken- bzw. Nebel-Schauspiel.
Die Bergspitzen gucken aus dem Nebel raus, über dem Tal hängt aber weiter eine dichte Wolkendecke.
Ab dem Engeratsgundsee geht es über eine Ebene, über Wiese und Felsbrocken.
Der Lichtblick hält aber nicht lange an. 10 Minuten später sehe ich wieder gar nichts. Und so bleibt es dann auch den Rest des Tages.
Ich gehe am Laufbichel- und Koblatsee vorbei. Es ist felsig, ein schöner Weg. Mir kommen ein paar einzelne Wanderer und eine große Gruppe entgegen. Sie wollen alle auf den Großen Daumen.
Ich komme an ein paar kleinen Schneefeldern vorbei.
Schade, dass ich so gar nichts um mich herum sehen kann. Der Ausblick auf die umliegenden Felswände wäre bestimmt super.
Mein Ziel für heute, das Edmund-Probst-Haus, liegt etwas unterhalb des Nebelhorngipfels. An der Abzweigung überlege ich kurz, ob ich bei dem Nebel überhaupt auf den Gipfel hoch gehe. Allerdings ist es laut Schild nur eine 3/4 Stunde und ich kann ja nicht auf dem Edmund-Probst-Haus übernachten ohne wenigstens kurz auf dem Gipfel gewesen zu sein.
Also geht’s weiter hinauf und zwar im Endspurt-Tempo. Ich gebe nochmal richtig Gas, hauptsächlich um alle Ungeübten zu überholen, die bis zur Höfatsblick-Station mit der Nebelhornbahn hochgefahren sind. Mit ihren Schühchen und Jeans versuchen sie mit Wanderstöcken in beiden Händen die Felsen hochzuklettern. Die Frau vor mir bemerkt irgendwann richtigerweise, dass ihr die Stöcke hier ja gar nichts bringen und sie nicht vorwärtskommt, wenn sie keine Hand frei hat zum Festhalten.
Das letzte Stück ist dann eine breite Schotterpiste. Am Gipfel geht man einmal um die Bergstation herum und dann noch ein paar letzte Felsstufen hoch zum Gipfelkreuz. Dass dort die Leute Schlange stehen, um sich nacheinander vor dem Gipfelkreuz zu fotografieren ist mir in dem Moment ziemlich egal. Ich finde, wer hochläuft, hat immer Vorrang. Also bahne ich mir einen Weg durch die Leute und stoppe erst als ich am Kreuz angeschlagen habe. Jetzt erstmal verschnaufen!
Ich setze mich neben dem Gipfelkreuz auf die Felsen und esse einen Apfel als Belohnung. Unten steht eine Frau und winkt in meine Richtung. Ich brauche ein bisschen, bis ich merke, dass ich gemeint bin. So ein schöner Zufall! Holger und Helga machen gerade Urlaub in Oberstdorf. Ich hatte zwar überlegt, ob wir uns wohl irgendwo treffen, aber hier habe ich nicht damit gerechnet. Wir gehen zusammen die 20 Minuten (laut Schild eine Stunde) zum Edmund-Probst-Haus hinunter und essen gemeinsam.
Kurz klart es nochmal ein bisschen auf.
Nachdem sie sich verabschiedet haben, bin ich ziemlich durchgefroren. Wir saßen die ganze Zeit draußen. Aber für einen Euro kann man eine Minute lang heiß duschen, das tut gut. Ein ziemlicher Luxus für eine Berghütte, wo es oft nur kaltes Wasser gibt und auch nicht immer Duschen.
Das Stube ist abends gut gefüllt und auch das Matratzenlager mit 20 Plätzen, in dem ich schlafe, ist komplett belegt. Viele haben Kletterausrüstung dabei, wahrscheinlich gehen sie den Bad Hindelanger Klettersteig.
Hoffentlich verzieht sich der Nebel bis morgen.