Ich nutze es wieder aus, dass ich bis 10 Uhr im Zimmer bleiben kann und setze mich dann in einem kleinen Park im Schatten auf eine Bank. In der Villa Elisabeth werde ich herzlich verabschiedet und bekomme noch ein Vitamin-Packerl mit auf den Weg, was sich als Capri Sonne herausstellt. Die Dame meint, wenn das Paket wieder nicht kommt, dann darf ich sehr gerne nochmal wieder kommen. Sie würde auf meinen Anruf warten. Ich hoffe aber, dass es dazu nicht kommt.

Ich rufe nochmal bei der Post an nachdem sich in der Sendungsverfolgung nichts tut und tatsächlich gab es vor 5 Minuten einen neuen Eintrag, dass das Paket ins Zustellfahrzeug geladen wurde. Nach einem langen Telefonat mit meinem Schwesterherz, ist dann tatsächlich auch die E-Mail da, dass ich das Paket abholen kann. Juchhu, endlich!

Ich freue mich, als ich es in den Händen halte. Vor allem lachen mich meine Eltern von dem Paket an – man kann wohl beim Frankieren ein Foto mit auf die Paketmarke drucken. Sehr lässig (das sagt man hier anstatt cool)!

Auf dem Parkplatz des Supermarktes räume ich meinen Rucksack aus und um und wieder ein. Die Wanderkarten bis hierhin schicke ich wieder zurück, Mama legt mir immer schon einen Umschlag dafür mit ins Paket. Außerdem schicke ich Hüttenschlafsack, Socken, Sturmhaube und Wäscheklammern zurück. Den Hüttenschlafsack hatte ich mit eingepackt, weil ich mir nicht so ganz sicher war, was man zu Corona-Zeiten tatsächlich auf den Hütten braucht. Der Alpenverein schreibt, dass man einen richtigen Schlafsack und ein Bettlaken mitbringen soll. Da dachte ich, kann ich ja den Hüttenschlafsack als Laken nutzen. Allerdings reicht nur der Schlafsack auch, den Hüttenschlafsack habe ich bisher nicht benutzt und ich habe auch sonst niemanden gesehen, der tatsächlich ein Laken mitgebracht hat. Socken habe ich 2 Paar zum Wandern und ein Paar für nachts. Ein Paar zum Wandern geht zurück. Falls das andere Paar doch mal komplett nass wird, kann ich noch auf meine Schlafsocken zurückgreifen, die ich bei den Temperaturen noch nicht gebraucht habe. Für die Sturmhaube ist es auch zu warm, selbst beim Biwakieren, da reichte bisher meine normale Mütze. Und die Wäscheklammern sind auch überflüssig. Auf den Hütten gibt es welche und ansonsten hänge ich meine Sachen eben an Ästen oder über Felsen auf zum Trocknen.

Bis ich fertig und bereit bin weiterzugehen, ist es bereits kurz vor 13 Uhr. Der Weg führt durch Admont, über die Enns und über einen Pfad im Wald am Eßlingbach. Es ist noch relativ flach, aber mir fällt das Gehen echt schwer. Natürlich ist der Rucksack erstmal wieder schwerer jetzt, aber auch meine Beine fühlen sich schwer an. Und die drückende Hitze hilft auch nicht. Da habe ich jetzt auch die größte Mittagshitze erwischt.

Vorbei an den letzten Häusern von Hall geht es an einer Straße entlang, dann weiter auf einem Schotterweg.

Bis zum Rohrauerhaus auf 1354 Metern gehe ich steil hinauf über Wiesen und durch Wald. Zig Fliegen schwirren um mich herum. Ich schwitze wie verrückt. Unten im Ort bin ich an einem Thermometer vorbei gekommen, welches 33 Grad gezeigt hat. Mir kommt es aber noch viel wärmer vor heute, vielleicht weil es so schwül ist.

Der Aufstieg ist eine einzige Qual. Vielleicht habe ich jetzt zu lange Pause gemacht bei der ganzen Warterei auf das Paket. Bestimmt kommt da alles zusammen, Hitze, schwerer Rucksack, müde Beine, schlechter Tag – ich weiß auch nicht. Alle paar Meter will ich mich einfach hinlegen und nicht mehr weitergehen. Ich mache ständig Pause. Schleppe mich aber dann doch ein Stück weiter, muss mich übergeben und schleppe mich weiter. Schrecklich, so macht das keinen Spaß! Dabei hat bisher alles so gut geklappt. Ich hoffe, das ist heute wirklich nur mal ein schlechter Tag.

Ich schaffe es noch vor 18 Uhr bis zur Hütte und freue mich, dass es kostenlose Duschen gibt. Das nutze ich erstmal aus und gönne mir dann eine Frittaten-Suppe. Nachdem es mir danach besser geht und ich richtig Hunger bekomme, gibt es dann auch noch Spinat-Knödel und zum Abschluss eine Linzer Schnitte. Komischerweise läuft jetzt auch noch meine Nase ununterbrochen und ich muss ständig niesen. Also gehe ich noch vor 8 Uhr schlafen und hoffe, dass morgen alles wieder gut ist.


12,1 km
3:30 h
721 hm
56 hm
1312 m